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Digitalisierung – New Work

Sicher gesund digital

New Work – das bedeutet für die Beschäftigten mehr Autonomie, aber auch mehr Verantwortung. Den Chancen und Risiken, die diese neue Art des Arbeitens bringt, war die AUVA-Veranstaltung am 12. März in Linz gewidmet.

Zahlreiche Menschen sitzen in einem Konferenzraum und verfolgen aufmerksam eine Veranstaltung zum Thema Digitalisierung und Arbeitssicherheit.
Richard Reichhart

„Wir müssen aufzeigen, wo die Chancen der Digitalisierung liegen und bei welchen Themen man genauer hinschauen sollte, z. B. bei Homeoffice”, sagte Mag.a Maria Lesterl, Direktorin der AUVA-Landesstelle Linz,  bei der Begrüßung zu „New Work – sicher gesund digital“ im Linzer Ars Electronica Center. Die Veranstaltung fand im Rahmen der AUVA-Kampagne „Gemeinsam sicher digital“ und der Veranstaltungsreihe „Gemeinsam sicher digital in der Produktion“, einer Kooperation von AUVA und der Plattform Industrie 4.0, statt.

Homeoffice: Vor- und Nachteile

Die Vor- und Nacheile der Arbeit im Homeoffice beschrieb Dr.in Martina Hartner-Tiefenthaler von der Technischen Universität Wien. Beschäftigte weisen eine höhere Arbeitszufriedenheit auf, können Beruf und Familie besser vereinbaren und ernähren sich gesünder. Ihre Autonomie und Motivation wird gefördert. Problematisch sind die Gefahr sozialer Isolation, die Verschlechterung der kollegialen Beziehungen, die Arbeitsintensivierung sowie die Abgrenzung zwischen Beruf und Freizeit.

Unternehmen, die ihren Angestellten die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice bieten, gelten als attraktive Arbeitgeber:innen. Sie profitieren durch eine höhere Arbeitsleistung, weniger Absentismus und eine geringere Fluktuation. Werden Arbeitsplätze geteilt, lässt sich die Bürofläche reduzieren.

Kognitive Anforderungen

Die neue Arbeitswelt verlangt von den Beschäftigten mehr Flexibilität und ein höheres Ausmaß an Verantwortung. Daraus ergeben sich laut Mag. Dr. Roman Prem, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Wien, gestiegene kognitive Anforderungen: Der:Die Arbeitnehmer:in muss selbst eine Struktur für die Erledigung der einzelnen Arbeitsschritte festlegen, planen, wann und wo diese erledigt werden, und sich sowohl inhaltlich als auch zeitlich mit Kollegen:Kolleginnen abstimmen.

Die Bewältigung dieser Herausforderungen kann zur Erschöpfung führen, das geistige „Abschalten“ beeinträchtigen und Konflikte zwischen Arbeit und Privatleben zur Folge haben. Andererseits wird die eigene kognitive Leistung als lohnend und motivierend empfunden, sie fördert das Lernen und die persönliche Entwicklung. Um die positiven Aspekte zu verstärken, sollte eine lernförderliche Arbeitsumgebung geschaffen werden.

Drei Personen stehen vor einer Wand mit dem Logo der AUVA und lächeln in die Kamera, vermutlich im Rahmen einer beruflichen Veranstaltung.
v.li.n.re: Mag.ᵃ Sylvia Ebner, Fachbereich Arbeitspsychologie, AUVA-Hauptstelle Wien; Markus Ruppnig, BSc MSc, Arbeitsbereich Berufskrankheiten & Gesundheit am Arbeitsplatz, AUVA-Landesstelle Graz/Außenstelle Klagen­furt; Dr.in Isabel Kaufmann, Fachbereic Richard Reichhart
Sechs Personen stehen nebeneinander vor einer Wand mit dem Logo der AUVA und tragen Namensschilder, was auf eine berufliche Veranstaltung oder ein Netzwerktreffen hinweist.
v.l.n.re: Mag.a Denise Branz von der Plattform Industrie 4.0; Agnes Fessler, M.A., Mitarbeiterin von FORBA (Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt); Mag. Philip Schörpf, Mitarbeiter von FORBA (Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt); Mag.a Maria Richard Reichhart

Digitalisierte Arbeitsplätze

Wie das Empowerment der Beschäftigten zur Arbeitsgestaltung an digitalisierte Arbeitsplätzen funktionieren könnte, erhob die Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) im Rahmen von Fallstudien. Die Befragten nannten nicht die Arbeit selbst mit digitalen Tools als Herausforderung, sondern die Stress verursachenden ständigen Änderungen die technischen Probleme sowie den Zeitaufwand für Qualifizierungsmaßnahmen. Als belastend wurden auch die häufigen Unterbrechungen, etwa durch E-Mails, die Arbeitszeitverdichtung und die Arbeit außerhalb der Normalarbeitszeiten empfunden.

„Die Interviewpartner:innen schätzen die Autonomie, aber es ist für sie schwer, alles unter einen Hut zu bringen. Das gilt insbesondere für Frauen mit Betreuungspflichten“, so FORBA-Mitarbeiter Mag. Philip Schörpf. Agnes Fessler, M.A., ebenfalls Mitarbeiterin von FORBA, zeigte die in Fokusgruppen mit den Befragten erarbeiteten Wege auf, um die Arbeitsorganisation zu verbessern. Die in den FORA-Studien verwendete Methode der Fokusgruppen bietet den Vorteil, dass die Teilnehmenden erkennen, dass sie mit ihren Problemen in der Anwendung der Technik nicht alleine sind und es daher sinnvoll und effizienter ist, gemeinsam die wesentlichen Herausforderungen zu identifizieren und sich über Ursachen sowie mögliche Lösungsstrategien auszutauschen.

Bedeutung des Sehens für Haltung & Bewegung

Ergonomische Probleme an Bildschirmarbeitsplätzen sind oft auf schlechtes Sehen zurückzuführen, da Betroffene eine ungünstige Haltung einnehmen, um den Bildschirminhalt besser zu erkennen. Abhilfe schaffen lässt sich laut Dr. Stephan Degle, Professor an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, durch eine Bildschirmarbeitsbrille sowie durch die richtige Einstellung des Monitors.

Bei zwei Workshops konnten die Teilnehmenden selbst aktiv werden, sich unter der Leitung von Mag.a Sabine Leidlmair, Projektmanagerin bei Ars Electronica, über das „digitale Mindset“ austauschen oder bei einem „World-Café“, moderiert von Mag.a Denise Branz von der Plattform Industrie 4.0, Ideen für die Einbeziehung der Beschäftigten in die digitale Transformation erarbeiten. Im Anschluss gab es die Möglichkeit, das Ars Electronica Center bei einer Führung näher kennen­zulernen.

Zusammenfassung

Chancen und Risiken einer digitalisierten Arbeitswelt waren das Thema der AUVA-Fachveranstaltung „New Work – sicher gesund digital“ im Linzer Ars Electronica Center. Auf dem Programm standen neben Experten:Expertinnenvorträgen auch interaktive Workshops zum Schwerpunkt Digitalisierung. 


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