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Lagerung von Plattenstapeln

Sicherheit und Effizienz

Die Lagerung von Plattenstapeln ist ein wichtiges Thema in vielen Industriezweigen, darunter die Holz- und Metallverarbeitung und die Bauwirtschaft. Eine effiziente Lagerung gewährleistet nicht nur die Sicherheit der Mitarbeiter:innen, sondern optimiert auch den Produktions­prozess und reduziert Kosten.

zwei Hände stemmen gegen eine Wand
© R. Reichhart

Es gibt Platten aus verschiedenen Materialien, wie zum Beispiel Holzwerkstoffplatten (Spanplatten, MDF- oder OSB-Platten), Metallbleche, Gläser und Gipskartonplatten. Die richtige und sichere Lagerung dieser Materialien ist aus mehreren Gründen entscheidend:

  • Sicherheit: Falsch gelagerte Plattenstapel können umkippen und schwerste Unfälle verursachen.
  • Schutz des Materials: Beschädigungen durch falsche Lagerung und Handhabung führen zu Materialverlusten.
  • Platzoptimierung: Effiziente Lagerung erhöht den verfügbaren Lagerraum und erleichtert den Zugriff auf die Materialien.
  • Prozessoptimierung: Gut organisierte Lagerung erleichtert die Produktionsabläufe.
  • Bei der Lagerung von Glasplatten sind die Erkennbarkeit durch Kennzeichnung und die Bruchgefahr zu beachten.

Bedauerlicherweise kommt es in Betrieben immer wieder zu gefährlichen Situationen, schweren Unfällen und ergonomischen Belastungen bei der Handhabung von Plattenmaterial. Dabei spielen das manuelle Ein- und Auslagern sowie der interne Transport großformatiger Platten die wesentliche Rolle. Bei unsicherer Handhabung, wie zum Beispiel dem „Blättern“ oder dem manuellen Transport ohne Hilfsmittel, können rasch enorme Kräfte auftreten. Im Folgenden werden wesentliche sicherheitstechnisch relevante Punkte näher betrachtet.

Eine Person in blauer Kleidung testet eine interaktive Station zur Simulation des Unfallrisikos durch umstürzende Plattenstapel. Die Station verfügt über einen Bildschirm und eine berührungsempfindliche Oberfläche.
Der AUVA-Platten­stapelsimulator © R. Reichhart

Der AUVA-Platten­stapelsimulator

Betriebe können den Plattenstapelsimulator der AUVA im Rahmen eines Aktionstages oder eines Sicherheitstages ausleihen. Der Simulator wird von einem:einer qualifizierten AUVA-Experten:-Expertin im jeweiligen Betrieb betreut.

Zielgruppe: Arbeitnehmer:innen in der Holzbranche

Präventionsziel: Es wird demonstriert, dass ein Umfallen der Plattenstapel ohne die geeigneten Sicherheitsmaßnahmen kaum aufzuhalten ist.

Beschreibung: Der Plattenstapelsimulator ist eine elektronische Druckplatte, die das Gewicht eines umfallenden Stapels von z. B. Holzplatten gefahrlos simuliert. Mittels Drucksensor wird das Gewicht des umfallenden Plattenstapels ermittelt. Den Beschäftigten wird vermittelt, dass Plattenstapel kaum mit Muskelkraft aufzuhalten sind und daher ungesichert ein großes Risiko darstellen.

Teilnehmer:innenzahl: max. 90 Personen pro Tag. 

Dauer: Ca. 1 Min. / Person (je nach Beratungsaufwand)

Organisatorisches: Strom 220 V. Betreuer:in vor Ort. Achtung: Es entstehen Anlieferkosten (Lkw)!

Anforderungen: ca. 6 m2 Platz

Für nähere Infos: Den AUVA-Plattenstapelsimulator können Unternehmen über ihren:ihre AUVA-Betriebsbetreuer:in beantragen. Sie stehen nur für Sicherheitsfachtage oder Messen in den jeweiligen Firmen zur Verfügung. Eine AUVA-Betreuungsperson muss dabei vor Ort sein.

Arten der Lagerung

Grundsätzlich kann zwischen vertikaler und horizontaler Plattenlagerung unterschieden werden. Eine horizontale (liegende) Lagerung wird vor allem dann durchgeführt, wenn große Lagerflächen zur Verfügung stehen und die Manipulation der Platten unter der Zuhilfenahme von Gabelstaplern bewerkstelligt werden kann. Diese Methode ermöglicht eine stabile Lagerung, erfordert jedoch viel Platz. Eine vertikale (stehende) Lagerung ist sinnvoll, wenn die Plattenvielfalt hoch und die Plattenanzahl gering ist oder der Platz für Lagerungen begrenzt ist. Diese Methode spart Platz, ermöglicht den Zugriff auf einzelne Platten, erfordert jedoch geeignete Einrichtungen und Schutzmaßnahmen:

  • Für das vertikale Lagern von Platten müssen geeignete Einrichtungen (Regalsysteme) bereitgestellt werden.
  • Bei einer seitlich „offenen“ Lagerung dürfen nur Platten gleicher Sorte gelagert werden. Diese müssen geneigt im Gestell stehen und dürfen nur einzeln von vorne abgenommen werden. 
  • Platten oder größere Plattenabschnitte dürfen nicht ungesichert gelagert werden.
  • Das Abstützen einzelner Platten oder ganzer Plattenpakete durch Personen („Blättern“) ist unzulässig. Die auftretenden Kräfte werden leicht unterschätzt und können von Personen nicht aufgebracht werden.
Tabelle

Bei einem Arbeitsunfall in einer Vorarlberger Tischlerei wurde im Jahr 2023 ein Jugendlicher schwer verletzt, als er von insgesamt acht Spanplatten mit einem Gesamtgewicht von zirka 500 kg niedergedrückt und eingeklemmt wurde. Die Platten waren schräg in einem steilen Winkel von fast 90 Grad an eine Wand gelehnt. Die Aufgabe von zwei Lehrlingen war es, eine der Platten in der Stapelmitte zu entnehmen. Der Verunfallte stützte die Platten händisch ab, während der zweite Lehrling nach vorne „blätterte“, um später die gewünschte Ware zu entnehmen. Nachdem die achte Platte nach vorne gekippt wurde, verließen ihn die Kräfte. Der Lehrling konnte dem kippenden Stapel nicht mehr ausweichen und wurde von den Platten begraben. Eine Überwachungskamera hielt den Unfallablauf fest. Es lagen mehrere Übertretungen von Arbeitsschutzbestimmungen vor. Unter anderem sind nach § 5 KJBG-VO Arbeiten verboten, welche die physische Leistungsfähigkeit von Jugendlichen übersteigen. Seitens des Arbeitsinspektorates musste Anzeige bei der Bezirksverwaltungsbehörde erstattet werden.

Zwei Personen hantieren mit einer großen Holzplatte. Eine dritte Person steht dahinter und scheint den Vorgang zu beobachten oder Anweisungen zu geben. Der Stapel mit Holzlatten und Platten ist mit blauen Gurten gesichert, aber es scheint eine Lücke zu geben. Eine Kreis-Markierung auf dem Bild deutet auf eine kritische Stelle hin, möglicherweise eine Schwachstelle in der Sicherung. Eine zweite Holzplatte wird bewegt, während sich die beteiligten Personen in der Nähe des Stapels befinden. Es sieht so aus, als ob die Platten nicht ausreichend stabil stehen und leicht kippen könnten. Die Gurte zur Sicherung der Holzlatten sind noch vorhanden, aber die Platten sind ungesichert.  Eine Person hält eine Platte, während sich eine andere Person hinter dem Stapel bewegt. Die Platten beginnen sich zu neigen, was auf eine instabile Lagerung hindeutet. Die Bewegung der Personen könnte ein Umkippen der Platten auslösen.  Mindestens eine der großen Platten ist bereits umgefallen. Eine Person ist auf dem Boden zu sehen, möglicherweise um die Situation zu stabilisieren oder die Platten wieder aufzurichten. Der Bereich wirkt nun unorganisiert, was auf eine plötzliche Veränderung der Lage hindeutet.
Sequenz aus der Überwachungskamera, die den Ablauf des Unfalls verdeutlicht (Quelle: AI Vorarlberg) Quelle: AI Vorarlberg

Handhabung und Transport 

Werden Platten im Betrieb transportiert, sind aufgrund des Gewichtes und der Abmessungen der Platten Hilfsmittel einzusetzen. Dies können Tragegriffe bzw. Tragezangen, Plattenroller oder Plattenklemmwagen, Transportwagen, aber auch Gabelstapler oder Kransysteme sein. 

Wichtig ist, dass die Personen die Platten in einer günstigen Körperhaltung (aufrecht) tragen können und so die ergonomischen Belastungen so gering wie möglich gehalten werden. Auch die Sauberkeit und Ordnung im Lager und auf den Verkehrswegen ist entscheidend für einen sicheren Transport.

Quellen und Informationen

[1] Folder Unfallrisiko umfallende Platten, AUVA 2015

[2] Verordnung über Beschäftigungsverbote und -beschränkungen für Jugendliche (KJBG-VO), BGBl. II Nr. 436/1998

[3] DGUV-Information 208-020 – Transport und Lagerung von Platten, Schnittholz und Bauelementen, Februar 2021

Zusammenfassung

Die Gefahr, die von Plattenstapeln insbesondere durch ihr Gewicht ausgeht, wird oft unterschätzt. Wesentliche Schutzmaßnahmen wie die Installation geeigneter Lager- und Transporteinrichtungen ermöglichen den sicheren und effizienten Betrieb eines Platten­lagers.


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