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Ergonomie Forum – Nachbericht

Sicher und gesund arbeiten

Beim „Wiener Ergonomie Forum“ werden jährlich aktuelle Trends und Forschungsergebnisse im Bereich der Ergonomie präsentiert. 2024 widmete sich die von der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ergonomie (ÖAE) organisierte Veranstaltung der Digitalisierung.

Ein Mann mit Brille und kurzem Bart steht vor einer großen Fensterfront mit Stadtblick und präsentiert eine ergonomische Demonstration. Er trägt schwarze Handschuhe mit Sensoren und hält eine Wasserflasche in der Hand. Auf dem Tisch vor ihm stehen zwei geöffnete Laptops. Im Hintergrund ist ein Banner mit anatomischen Illustrationen und dem Schriftzug „Ergonomics Evaluation System“ zu sehen.
© R. Pexa

Das 7. Wiener Ergonomie Forum fand am 19. November 2024 in Wien statt. Es griff den Schwerpunkt der aktuellen Kampagne der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA), „Sicher und gesund arbeiten in Zeiten der Digitalisierung“, auf. „Der Titel der Veranstaltung, ‚Wege zur modernen und nachhaltigen Arbeitsplatzgestaltung‘, ist bewusst allgemein formuliert, weil sich die Digitalisierung auf viele Aspekte der Ergonomie auswirkt“, so DI Michael Wichtl, Geschäftsführer der ÖAE.

Menschengerechte Arbeit

Der Arbeitssoziologe Dr. Norbert Huchler vom Münchner Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. beschrieb in seinem Vortrag, wie Arbeit in Zeiten der digitalen Transformation zukunftsfähig gestaltet werden kann. Gefragt sind ein flexibles Reagieren auf andauernde Veränderungen und die zunehmende Komplexität. Ein gelungener Transformationsprozess zeichnet sich durch dezentrale Steuerung, Selbstorganisation und Mitbestimmung der Arbeitnehmer:innen sowie die Berücksichtigung ergonomischer Anforderungen aus.

Digitale Technologien am Arbeitsplatz können auch zu psychischen Belastungen führen. Dr.in Miriam Maibaum von der Fachhochschule Kiel nannte als Belastungsfaktoren Überflutung mit Informationen, den Druck, in der digitalen Kommunikation sofort reagieren zu müssen, und technische Probleme, etwa durch nicht funktionierende Software. Die Nutzer:innen sollten schon bei der Einführung digitaler Technologien eingebunden werden und bei der Umsetzung mitgestalten können.

Porträt Michael Pravits
Michael Pravits © R. Pexa
Porträt Michael Wichtl
Michael Wichtl © R. Pexa
Porträt Norbert Lechner
Norbert Lechner © R. Pexa

An den Infoständen präsentierten Unter­nehmen ihre Produkte für ergonomisches Arbeiten (li.).

Die Vortragenden zeigten, wie sich die Digitalisierung auf unterschiedliche Aspekte der Ergonomie auswirkt. V. l. n. re.:

Michael Pravits, BSc, MSc, Fachkundiges Organ Maschinensicherheit / AUVA-Hauptstelle 

Mag. Norbert Lechner, Fachkundiges Organ Ergonomie / AUVA-Hauptstelle

DI Michael Wichtl, Geschäftsführer der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ergonomie (ÖAE) 

Virtuelles Training

Die Basis für ergonomische Verbesserungen ist eine Analyse der Belastungen. Mag. Norbert Lechner, fachkundiges Organ Ergonomie in der AUVA-Hauptstelle, präsentierte die Projekte VeRgonomiX und VeRgonomiX II, bei denen man Bewegungen in virtuellen Trainingsräumen mittels Sensoren erfasst und auswertet. Mithilfe einer VR-Brille werden manuelle Lasthandhabung in einer Lagerhalle, Einrichten einer Bohrmaschine in einer Montagehalle und Übersteigen von Hindernissen auf einem Gerüst simuliert. Das Training zur Lastenhandhabung wurde laut Lechner überarbeitet: „Die Haptik hat bei VeRgonomiX gefehlt, daher haben wir im Folgeprojekt VeRgonomiX II reale Objekte wie Kisten in das Szenario integriert.“

Roboter und KI

Roboter können die Belastungen für Arbeitnehmer:innen verringern, wenn sie gesundheitsschädliche Tätigkeiten übernehmen, z. B. Heben und Tragen schwerer Lasten oder monotone Arbeitsabläufe. Michael Pravits, BSc, MSc, fachkundiges Organ Maschinensicherheit in der AUVA-Hauptstelle, wies aber auch auf die Risiken hin. Zu diesen zählen Kollisionen von Mensch und Roboter sowie der Verlust von Know-how bzw. von Arbeitsplätzen, wenn „intelligente“ Roboter qualifizierte Aufgaben übernehmen.

Dipl.-Medieninformatiker Edgar Scherstjanoi von der Technischen Universität Dresden referierte über die Vorhersage menschlicher Bewegungen zur prospektiven Pfadplanung von mobilen Robotern. „Eine funktionierende Prognose kann das Kollisionsrisiko verringern und lange Umwege der Roboter vermeiden“, so Scherstjanoi.

Dipl.-Inform. Martin Westhoven von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund brachte in seinem Vortrag mehrere Beispiele für den Einsatz von KI im Arbeitsschutz. Mithilfe KI-gestützter Bilderkennung kann festgestellt werden, ob Beschäftigte die vorgeschriebene Schutzausrüstung tragen. Fehlt diese, lassen sich durch eine Warnung oder die automatische Abschaltung von Maschinen Unfälle verhindern. Auf Basis der Daten gemeldeter Unfälle erstellt eine KI Gefährdungsprognosen, anhand derer konkrete Schutzmaßnahmen getroffen werden können.

Exoskelette

Vor allem beim Heben und Tragen bieten Exoskelette eine Möglichkeit zur Entlastung des Bewegungs- und Stützapparats. Dr.in Christina Harbauer von der Technischen Universität München betonte, dass Exoskelette an die Nutzer:innen und den jeweiligen Nutzungskontext angepasst werden müssen, um ein optimales Resultat zu erzielen. Sie warnte vor unrealistischen Erwartungen und wies darauf hin, dass für die Akzeptanz von Exoskeletten auch soziale Faktoren eine Rolle spielen.

Praktische Anwendungen

Mehrere Unternehmen stellten ihre Anwendungen digitaler Technologien für ergonomische Verbesserungen in Vorträgen bzw. an Info-Ständen vor. Präsentiert wurden unter anderem Exoskelette, mobile Devices zur Optimierung der Arbeitsorganisation sowie Messsysteme für Belastungen bei der Arbeit im Gesundheitsbereich.

Zusammenfassung

Das 7. Wiener Ergonomie Forum der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ergonomie (ÖAE) widmete sich der Digitalisierung. Zu den Themen der Vorträge zählten virtuelle Trainingsszenarien, intelligente Roboter, künstliche Intelligenz und Exoskelette.


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