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Digitalisierung – Facts & Figures

Aus der Praxis: Arbeit­nehmer:innen­schutz und Digitalisierung

Digitalisierung steht derzeit im Mittelpunkt der Aktivitäten der europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit. Die AUVA führt in diesem Kontext die Kampagne „Gemeinsam sicher digital“ durch und befragte ihre Zielgruppen im Vorfeld zum Thema „Prävention und Digitalisierung“.

Eine Nahaufnahme einer Hand, die ein Tablet berührt. Im Hintergrund verschwommene Details eines Büroumfelds.
© AdobeStock

Um die Betriebe mit der aktuellen Kampagne optimal unterstützen zu können, hat die AUVA eine Onlinebefragung durchgeführt, an der insgesamt 596 Personen teilnahmen. Besonderer Dank für die Unterstützung bei der Befragung gilt den einschlägigen berufsbezogenen Institutionen (AAMP, BÖP, GkPP, VÖSI). Knapp die Hälfte der Teilnehmer:innen der Befragung sind als Sicherheitsfachkraft in Betrieben tätig, jeweils rund 10 % fallen in die Bereiche Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin, die restlichen 30 % kommen aus anderen einschlägigen Berufsgruppen. 

Evaluierung digitaler Risiken

Ein wesentliches Ergebnis ist, dass bei der Arbeitsplatzevaluierung von digitalen Risiken ein deutlicher Aufholbedarf besteht: Weniger als die Hälfte der Befragten berücksichtigt die mit digitalen Technologien verbundenen Risiken systematisch in der Arbeitsplatzevaluierung. Diejenigen, die diese Evaluierung durchführen, leiten vorwiegend Schulungen, Unterweisungen sowie ergonomische Maßnahmen ab. Maßnahmen auf Ebene der Arbeitsbedingungen bleiben eher die Ausnahme. Homeoffice-Arbeitsplätze, Remote Work und Bildschirmarbeit sind jene Bereiche, bei denen am ehesten Maßnahmen gegen Risiken der Digitalisierung gesetzt werden. 

Besondere Herausforderungen 

Fast die Hälfte der Befragten weist darauf hin, dass die Evaluierung von digitalen Risiken mit besonderen Herausforderungen verbunden ist. Allen voran wird mangelndes Wissen und Bewusstsein bei dieser Thematik angeführt. An zweiter Stelle stehen Probleme, die sich auf die Neuartigkeit, die Vielfalt und die Unsichtbarkeit der digitalen Risiken beziehen, gefolgt von Themen des Datenschutzes und der Datensicherheit. 

Chancen der Digitalisierung

Digitale Tools bieten aber auch Chancen für den Arbeitnehmer:innenschutz: Rund die Hälfte der Befragten nutzt digitale Technologien, um Prozesse zu vereinfachen und damit die Sicherheit und Gesundheit in der Arbeit zu erhöhen. Dabei nennen die Befragten auch verschiedene digitale Angebote der AUVA wie z. B. das Arbeitsstoffverzeichnis und diverse Evaluierungstools. Weitere Unterstützung durch die AUVA wünschen sich die Befragten vor allem in Form von Werkzeugen, Informationsmaterialien, Schulungs- und Beratungsangeboten sowie Artikeln in den AUVA-Medien. 

Ein Kreisdiagramm zeigt die Berücksichtigung der mit digitalen Technologien verbundenen Risiken bei der Arbeitsplatzbewertung (n=526). Die Verteilung der Antworten: „Eher nein“ 249 (47 %), „Eher ja“ 145 (28 %), „Ja“ 78 (15 %), und „Nein“ 54 (10 %).
Berücksichtigung der mit digitalen Technologien verbundenen Risiken bei der Arbeitsplatzevaluierung (n=526)

Welche Kompetenzen wichtig sind

Seit März 2020 werden Teilnehmer:innen und Absolventen:Absolventinnen der AUVA-Fachausbildung für Sicherheitsfachkräfte hinsichtlich „Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen in Bezug auf den Arbeitnehmer:innenschutz“ befragt.

Als Top 3 der für ihren Beruf nötigen Kompetenzbereiche nennen die befragten Sicherheitsfachkräfte sechs Monate nach der Abschlussprüfung:

  1. Kommunikationsfähigkeit
  2. Beratungsfähigkeit
  3. Konfliktlösungsfähigkeit 

Zu diesem Zeitpunkt werden in Summe Kompetenzen aus dem Bereich „Umgang mit anderen“ wichtiger eingeschätzt als das „Know-how“ und der „Umgang mit sich selbst“ (z. B. „Lernbereitschaft“).

Mit dem Start der aktuellen AUVA-Kampagne „Gemeinsam sicher digital“ wurden die Kongressteilnehmer:innen des Forums Prävention 2024 hinsichtlich derselben Kompetenzbereiche gefragt: „Welche dieser Kompetenzen werden im Zuge der Digitalisierung bei Ihrer Tätigkeit im Arbeitnehmer:innenschutz wichtiger?“

Die Top 3 der genannten Kompetenzbereiche in Bezug auf die digitalisierte Arbeitswelt:

  1. Selbstmanagement
  2. Lernbereitschaft
  3. Fachwissen

In Summe wurden im Rahmen dieses „Updates“ der Befragung Kompetenzbereiche aus dem Feld „Know-how“ wichtiger eingeschätzt als der „Umgang mit sich selbst“ und der „Umgang mit anderen“.

Selbstmanagement & Lernbereitschaft als neue Anforderungen

Unter „Selbstmanagement“ wird die „Fähigkeit, das eigene Handeln zu gestalten“, verstanden. Eigene Ziele und Ressourcen werden in der Tätigkeit, welche ohne konkrete Vorgaben durchgeführt wird, berücksichtigt. 

Die „Lernbereitschaft“ umfasst die Fähigkeit, gerne und erfolgreich zu lernen, wobei der Austausch mit Fachleuten gepflegt und gezielt gesucht wird. Das Lernen findet selbstorganisiert, sowohl formell als auch informell statt1

Auch in der aktuellen Fachliteratur2 werden jene Anforderungen aus dem Bereich der „New Work“ identifiziert, die in der aktuellen AUVA-Digi­talisierungs-­Befragung (Forum Prävention 2024) unter den Top 3 genannt werden.

Fachliteratur:

[1] Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Lernfeld 6 für Branchenwechsler – Ausbildungslehrgang zur Fachkraft für Arbeitssicherheit am IAG der DGUV. Juni 2023.

[2] Ilter, Y., Barth-Farkas, F. & Ringeisen, T.: Digitale Führungskommunikation und organisationale Bindung von Beschäftigten im Homeoffice. Gruppe Interaktion Organisation 54, 259–271 (2023). doi.org/10.1007/s11612-023-00676-7

Zusammenfassung

Um die Betriebe mit ihrer aktuellen Kampagne „Gemeinsam sicher digital“ optimal unterstützen zu können, hat die AUVA eine Onlinebefragung zum Thema „Prävention und Digitalisierung“ durchgeführt. Insgesamt 596 Personen nahmen daran teil. Ein wesentliches Ergebnis ist, dass bei der Arbeitsplatzevaluierung von digitalen Risiken ein deutlicher Aufholbedarf besteht.


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