Sicherheitstechnische Prüfstelle
Rutschhemmung bei Bodenbelägen
An den Fußboden im Arbeitsplatzbereich werden hohe Anforderungen gestellt. Er soll, speziell in Gebäuden mit strengen Hygienevorschriften, leicht zu reinigen sein. Gleichzeitig muss auch die Gefahr des Ausrutschens möglichst gering gehalten werden. Die Sicherheitstechnische Prüfstelle (STP) der AUVA testet die Rutschhemmung von Bodenbelägen.
Häufig ist es ein Unfall durch Ausrutschen, der ein Unternehmen veranlasst, die Rutschhemmung des Bodenbelags testen zu lassen. Anfragen erhält die STP auch, wenn ein Musterboden vor einer großflächigen Verlegung geprüft werden soll. „Unsere klassischen Kunden sind Krankenhäuser, Thermalbäder und Industriebetriebe“, erklärt der stellvertretende Leiter der STP Ing. Thomas Manek MBA, der für die Prüfung der Rutschhemmung von Fußböden zuständig ist.
In der europäischen Norm EN 16165 „Bestimmung der Rutschhemmung von Fußböden – Ermittlungsverfahren“ sind vier Messverfahren definiert, aber keine Anforderungswerte. Österreich hat davon eines gewählt, das in der – derzeit in Überarbeitung befindlichen – ÖNORM Z1261 „Begehbare Oberflächen – Messung des Gleitreibungskoeffizienten“ beschrieben wird. Die österreichische Norm gibt Anforderungswerte an, die sich je nach Art des Arbeitsplatzes unterscheiden.
Durchführung von Messungen
Das in der ÖNORM genannte Prüfverfahren beschreibt Manek folgendermaßen: „Das Messgerät besteht aus einem Würfel mit einem definierten Gewicht auf einer Bodenplatte mit drei Gleitern. Das Gerät wird mit einem Seilzug mit einer definierten Geschwindigkeit über die Bodenfläche gezogen. Zur Ermittlung des Gleitreibungskoeffizienten misst man die Zugkraft, die nötig ist, um das Gerät über den Boden zu ziehen.“
Die STP führt Messungen an mehreren Punkten durch. Hat es bereits Unfälle bzw. Beinaheunfälle durch Ausrutschen gegeben, wird an den Unfallstellen gemessen. Das Verfahren umfasst jeweils eine Trocken- und eine Nassmessung, bei Letzterer wird der Boden mit Natriumlaurlysulfat, einer Art Seifenlauge, benetzt. Für die Beurteilung des Bodens zieht man den schlechtesten Messwert heran.
Diese Methode eignet sich für unterschiedliche Arten von Böden wie Parkett, Laminat, Fliesen oder Beton, auch im Außenbereich. Voraussetzung für die Messung ist eine ebene Fläche mit nicht zu stark profilierter Oberfläche. Das Messergebnis kann verfälscht werden, wenn sich die Gleiter an einem auf Hochglanz polierten Boden ansaugen oder der Boden bei der Trockenmessung wegen zu hoher Umgebungsfeuchte benetzt ist.
Empfehlungen der STP
Manek rät zu regelmäßigen Messungen, da die Kosten für die Überprüfung wesentlich geringer sind als jene infolge eines Unfalls durch Ausrutschen, wenn eine Verglättung nicht rechtzeitig erkannt worden ist. Bei einem neuen Bodenbelag sollte man nach einer Grundreinigung eine Nullmessung durchführen, um den Ausgangswert für die Rutschhemmung zu ermitteln, und anschließend in bestimmten Intervallen messen, beispielsweise einmal jährlich.
Nicht immer muss man einen rutschigen Boden gleich austauschen. Keramische Bodenfliesen können durch Ätzen oder Sandstrahlen aufgeraut werden, bis die Nutzschicht zu weit abgetragen ist. Im Eingangsbereich wird der Boden besonders beansprucht, daher empfiehlt es sich, eine Sauberlaufzone, z. B. in Form eines Teppichs oder Gitterrosts, anzulegen.
Ursachen für Ausrutschen
Auch auf einem rutschhemmenden Boden kann man ausrutschen, da zusätzliche Faktoren eine Rolle spielen. Dazu zählt laut Manek die Reinigung: „Es muss ein geeignetes Reinigungsmittel in der richtigen Menge verwendet werden, dabei sollte man die Empfehlung des Herstellers des Bodens beachten. Wenn man den Schmutz nicht zur Gänze entfernt, sammelt er sich in winzigen Vertiefungen des Bodens, der dadurch glatter wird.“ Bei der Reinigung durch eine Maschine mit Scheuerpads können falsche Pads die Oberfläche glätten.
Kommt es zu Verunreinigungen, die zu einer erhöhten Rutschgefahr führen, sollten diese so rasch wie möglich entfernt werden. Weil die Werte für die Rutschhemmung für die übliche Gehgeschwindigkeit gelten, kann selbst ein laut Prüfung rutschhemmender Boden zu glatt sein, wenn man läuft.
Wesentlich ist auch die Auswahl des richtigen Schuhs. Als persönliche Schutzausrüstung ausgewiesene Schuhe müssen über eine rutschhemmende Sohle verfügen, so Ing. Stefan Janotka, der in der STP Schuhe und Helme prüft. Ob diese für alle Sicherheits- und Berufsschuhe geltende Anforderung erfüllt ist, kann ebenfalls von der STP getestet werden. Dazu drückt man den Schuh auf den Fliesenboden einer mit Natriumlaurylsulfat gefüllten Wanne und misst die Kraft, die erforderlich ist, um die Wanne zu bewegen. In Einzelfällen „passt“ ein geprüfter Schuh nicht zum Boden, dann gibt der:die STP-Mitarbeiter:in vor Ort eine Empfehlung für einen Schuhwechsel ab.
Zusammenfassung
Die STP prüft die Rutschhemmung von Böden. Um eine Verglättung des Bodens rechtzeitig zu erkennen und damit Unfälle durch Ausrutschen zu vermeiden, sollten regelmäßig Messungen durchgeführt werden. Auch Faktoren wie die Wahl geeigneter Schuhe und die richtige Reinigung spielen eine Rolle.