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Ergonomie

Fit am Produktionsarbeitsplatz

Beschäftigte, die in der Herstellung und Qualitätskontrolle hochwertiger Kristall­produkte arbeiten, verbringen viele Stunden konzentriert in derselben Haltung. Um gesund­heit­lichen Beschwerden vorzubeugen, wurde das Projekt „Fit am Produktions­arbeitsplatz“ ins Leben gerufen.

© Swarovski

Als die Arbeitsmedizinerin Dr.in Verena Hochreiter 2022 die Funktion des Head of Occupational Health in der D. Swarovski KG übernahm, brachte sie neue Impulse ins Unternehmen. Der Hersteller von Schmuck, Accessoires und Dekorationsgegenständen aus Kristall beschäftigt in Wattens in Tirol rund 1.500 Mitarbeiter:innen im Produktionsbereich, deren Arbeit oft langes Sitzen in einer vorgebeugten Haltung erfordert. Hochreiter war sich bewusst, dass hier ein Ausgleich nötig war.

„Bei den Begehungen in der Produktion habe ich einen Einblick in die Tätigkeit der Beschäftigten bekommen. Das Werkstück zwingt die Mitarbeiter:innen in eine bestimmte Arbeitsposition. Ich habe sie gefragt, ob es Beschwerden gibt, und sie haben vor allem Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich sowie Kopfschmerzen genannt“, erinnert sich die Arbeitsmedizinerin. Probleme könne es auch geben, wenn durch das andauernde Sitzen die Hüftbeuger verkürzen.

Fit am Produktionsarbeitsplatz

Hochreiter schlug spezielle Übungen vor, um die einseitige Belastung zu reduzieren, und besprach sie mit dem Produktionsleiter. Gemeinsam starteten sie das Projekt „Fit am Produktionsarbeitsplatz“, bei dem zweimal wöchentlich 15 Minuten lang Ausgleichsübungen in der Arbeitszeit stattfanden. Die Führungskräfte der beteiligten Abteilungen unterstützten das Projekt, das 2021 begann.

Auf dem Programm standen Übungen für Nacken, Schultern, Gesäß und Beine. Eine wichtige Rolle spielten Gegenübungen zur Belastung, etwa Brustöffnung. Dazu kamen Koordinations- und Balanceübungen. „Balanceübungen dienen auch zur Sturzprophylaxe. Man kommt schnell außer Übung, wenn man nicht regelmäßig trainiert, kann sich aber auch schnell wieder verbessern“, erklärt Hochreiter. Die Teilnehmenden steigerten ihr Trainingsniveau und einige übten auch zu Hause mit ihren Familien.

Zusätzlich zu den Ausgleichsübungen begleitete ein Sportwissenschafter die Mitarbeitenden beim richtigen Einstellen des Arbeitsplatzes. Um den Erfolg des Projekts zu evaluieren, wurde eine Erhebung mittels Fragebogens durchgeführt. Abgefragt wurden Motivation und Konzentration sowie gesundheitliche Verbesserungen. „Die Rückmeldungen waren zu hundert Prozent positiv. Die Teilnehmenden wollen bei ‚Fit am Produktionsarbeitsplatz‘ weitermachen“, freut sich Hochreiter. Die Mitarbeiter:innen sind sich ihrer Körperhaltung bei der Arbeit bewusster, und manche führen die Übungen auch ohne Trainer selbständig weiter.

Im Rahmen des Projekts wurden die Beschäftigten auch darin geschult, ihren Arbeitsplatz richtig einzustellen, berichtet Hochreiter: „Es wird im Schichtbetrieb gearbeitet, das heißt, dass unterschiedlich große Personen denselben Arbeitsplatz benutzen. Tische und Sessel sind höhenverstellbar, aber viele haben die Möglichkeit zum Einstellen nicht genutzt.“ Das hat sich nun geändert.

Bei einem Sandstrahl-Arbeitsplatz steckt der Mitarbeiter beide Arme in Öffnungen in der Maschine, die mit Hochdruck Maschinen­teile reinigt. Die somit vorgegebene Arbeitshöhe kann ergonomisch ungünstig sein, ein individuelles Podest schafft Abhilfe. © Adobe Stock / ikonoklast_hh / Symbolbild

Sandstrahl-Arbeitsplätze

Im Gegensatz zur Produktion war beim Sandstrahlen die Bereitschaft für Ausgleichsübungen nicht sehr hoch – trotz beklagter Nacken- und Schulterbeschwerden. Daher konzentrierte sich Hochreiter darauf, die Bedingungen an den Arbeitsplätzen zu verbessern. „Bei einem Sandstrahl-Arbeitsplatz handelt es sich um einen Kubus, in dem mit Hochdruck z. B. Maschinenteile gereinigt werden. Die Mitarbeitenden stecken mit beiden Armen in Öffnungen, die Arbeitsposition ist komplett vorgegeben, der Arbeitsplatz ist für 1,75 m Körpergröße optimiert“, beschreibt Hochreiter die ergonomisch ungünstigen Gegebenheiten.

Zur Verbesserung wurden mehrere Maßnahmen umgesetzt; so bekam jeder Mitarbeiter ein auf seine Körpergröße abgestimmtes Podest. Damit sich die Beschäftigten bei der Arbeit anlehnen können, montierte man am Kubus einen Anlehnkeil. Auch eine leichtere Lastenhandhabung im Arbeitsprozess wurde geschaffen. Die Maßnahmen waren laut Hochreiter erfolgreich: Die Beschwerden der Mitarbeitenden haben sich verringert, die Anzahl der Krankenstandstage ist gesunken, die Arbeitszufriedenheit gestiegen.

Zusammenfassung

Swarovski, der Kristallproduzent, hat das Projekt „Fit am Produktions­arbeitsplatz“ ins Leben gerufen. Dabei machen die Produktionsmitarbeiter:innen Übungen, um die Körperhaltung am Arbeitsplatz zu verbessern.


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