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Sichere Wege im Schwerverkehr - Nachbericht

Sichere Wege im Schwerverkehr

Die letzte Veranstaltung im Rahmen der AUVA-Verkehrskampagne „Komm gut an!“ fand unter dem Titel „Sichere Wege im Schwerverkehr“ am 19. März 2024 in Salzburg statt. Auf dem Programm standen in bewährter Weise Präventionstipps, rechtliche Informationen und gute Beispiele aus der Praxis.

ein LKW-Simulator mit umgedrehter Fahrerkabüse
Schwerverkehr © R. Reichhart

Dr. Herbert Koutny, Direktor der AUVA-Landes­stelle Salzburg, wies auf die Wichtigkeit von Prävention im Schwerverkehr hin: „Die Güterbeförderung im Straßenverkehr hat ein besonders hohes Sicherheitsrisiko.“ Zeitdruck, Ablenkung und nicht ordnungsgemäße Ladungssicherung würden die Unfallwahrscheinlichkeit erhöhen. Aber nicht immer liegt die Schuld bei dem:der Lkw-Lenker:in, betonte Mag.ª Raffaela Neustifter vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV): „Die Hauptverursacher:innen von Unfällen mit Lkw-Beteiligung sind Pkw-Lenker:innen. Der Lkw kann aufgrund seiner Masse nicht mehr rechtzeitig ausweichen.“

Vermeidung von Unfällen

Dass die Masse des Fahrzeugs den:die Lkw-Lenker:in nicht immer vor Verletzungen schützt, zeigte Mag.ª Petra Mödlhammer-Prantner von der ASFINAG anhand der Unfallzahlen: 2022 wurden auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen mehr als 300 Lkw-Lenker:innen verletzt, neun getötet. Ein Grund dafür ist die mangelnde Disziplin bei der Verwendung des Sicherheitsgurts. Hier setzte die ASFINAG-Kampagne „Die wertvollste Fracht bist du“ an, bei der Lkw-Lenker:innen in einem Überschlagssimulator die beim Überschlagen des Fahrzeugs wirkenden Kräfte spüren konnten. Der Simulator stand auch bei der AUVA-Veranstaltung in Salzburg zum Ausprobieren zur Verfügung.

Zur Vermeidung von Unfällen können Fahrer:innenassistenzsysteme (FAS) beitragen. Ing. Helmut Peer, Einsatzleiter im AUVA-Präventionszentrum Innsbruck, nannte als Beispiel den Notbremsassistenten, der schwere Auffahrunfälle verhindert. Damit „lästige“ FAS nicht deaktiviert werden, müsse man die Lkw-Lenker:innen schulen und erklären, warum die Geräte mitunter falsche Alarme liefern.

Beladung und Ladungssicherung

Unfälle passieren auch durch Absturz vom stehenden Fahrzeug. DIin (FH) Eva Wilbig von der deutschen Berufsgenossenschaft Verkehr präsentierte Zwischenergebnisse einer Befragung von Lkw-Fahrern:-Fahrerinnen, wonach es besonders häufig zu Unfällen beim Ein- und Aussteigen sowie beim Be- oder Entladen kommt. Die Ausstattung des Fahrzeugs mit Haltegriffen in ergonomischen Positionen, Geländern und rutschhemmenden Oberflächen hilft, Risiken zu minimieren.

Das Thema Ladungssicherung betrachtete der gerichtlich zertifizierte Sachverständige Mag. Dr. Christian Spendel, Geschäftsführer der Transportrechtskanzlei Dr. Schärmer & Dr. Spendel Cargo Experts GmbH, aus rechtlicher Sicht. Kommt es durch nicht ordnungsgemäße Beladung zu einem Unfall, haftet neben dem:der Lenker:in und dem:der Zulassungsbesitzer:in auch der:die Anordnungsbefugte – jene Person, welche das Fahrzeug belädt oder den Ablauf des Beladungsvorgangs gestaltet. Was man aus ergonomischer Sicht beim Be- und Entladen beachten sollte, erklärte der Sport- und Kommunikationswissenschafter Dr. Paul Scheibenpflug.

eine gruppe von Menschen, die Namen befinden sich in der Bildbeschreibung
Die Vortragenden der Veranstaltung: Dr. Rudolf Morawetz (Notfallpsychologischer Dienst); DIin (FH) Eva Wilbig (BG Verkehr); Christian Kästner (Haberl Logistik GmbH); Dr. Christian Spendel (Dr. Schärmer & Dr. Spendel Cargo Experts GmbH); Ing. Dominik Schol © R. Reichhart

Beeinträchtigung und Belastung

Unterwegs können unterschiedliche Faktoren die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. MMag. Martin Unterkircher, Arbeitspsychologe und Sicherheitsfachkraft in der AUVA-Außenstelle Innsbruck, unterschied zwischen aktuell eingeschränkter Fahrtüchtigkeit, z. B. durch Müdigkeit oder den Konsum von Substanzen wie Alkohol, Drogen oder Medikamenten, und chronischen Einschränkungen, etwa aufgrund eines verminderten Seh- bzw. Hörvermögens.

Ein Verkehrsunfall, ­insbesondere mit Schwerverletzten oder Todesopfern, stellt eine besondere psychische Belastung dar. Betroffen können neben dem:der Lenker:in selbst auch Zeugen:Zeuginnen des Unfalls sein. Um das Entstehen psychischer Störungen zu verhindern, sollte psychische Erste Hilfe geleistet werden. Dr. Rudolf F. Morawetz vom Notfallpsychologischen Dienst Österreich beschrieb, was dabei zu beachten ist.

Schulungen und Seminare

Welche Herausforderungen sich in der Praxis ergeben, berichteten zwei Vertreter:innen von Salzburger Transportunternehmen. Christian Kästner von der Haberl Logistik GmbH schilderte, wie sich der Zeitdruck für die Lkw-Lenker:innen durch Planung verringern lässt. Wenn eine Schulung – etwa zu neuen FAS – als „Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren“ vermittelt werde, steigere das die Motivation mitzumachen, erklärte Gabriele Zagler vom gleichnamigen Transportunternehmen.

Auch nach Beendigung ihrer Verkehrskampagne hat die AUVA weiterhin Fachseminare, Firmenseminare und Webinare zum Thema Verkehrssicherheit im Programm, so Ing. Dominik Scholz vom Fachbereich Verkehrssicherheit der AUVA-Landesstelle Wien. Diese können über die Website der AUVA gebucht werden.

Zusammenfassung

Bei der AUVA-Veranstaltung „Komm gut an! – Sichere Wege im Schwerverkehr“ am 19. März 2024 in Salzburg wurden Präventionstipps, rechtliche Informationen und gute Beispiele aus der Praxis präsentiert.


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