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Lärm

Lärm betrifft uns alle – achten wir darauf!

Lärm ist ein wichtiges Thema im Bereich der öffentlichen Gesundheit und wird zu den führenden umweltbedingten Gesundheitsrisiken gezählt. Lärm hat negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit allgemein und im Speziellen, aber auch auf das Wohlbefinden.

ein Mann mit Gehörschutz steht an einer Schneidemaschine mit Absaugvorrichtung
© R. Reichhart

Die Leistungsfähigkeit und Komplexität des menschlichen Gehörs sind faszinierend. Wie lange ein Mensch diese Fähigkeiten uneingeschränkt nutzen kann, hängt auch vom bewussten Umgang mit Schallbelastungen ab. Durch Lärm am Bau, intensiven Umgang mit Musik oder hohen Umgebungslärm kann es zu schleichenden Verschlechterungen des Hörvermögens kommen. Das kann nachhaltige Folgen haben – für Gesundheit, Beruf und Lebensqualität. Um die Wirkung von Lärm auf den Menschen zu beurteilen, müssen Frequenzzusammensetzung, Lautstärke und Einwirkdauer des Geräusches berücksichtigt werden. Die Messgröße ist der Schalldruckpegel. Medizinisch gilt ein energieäquivalenter Dauerschallpegel über 85 dB über 8 Stunden als gehörschädigend. In Österreich wie auch in Deutschland und der Schweiz gelten die Arbeitnehmer:innenschutz-Grenzwerte in allen Bereichen – sei es die Musikbranche oder die Industrie, wo mit lauten Maschinen gearbeitet wird. Geregelt wird dies seit 2004 in der VOLV (Verordnung Lärm und Vibrationen), die eine entsprechende EU-Richtlinie „Lärm am Arbeitsplatz“ in Österreich umgesetzt hat. Lärmschwerhörigkeit, als Berufskrankheit Nr. 33 gemäß Anlage 1 zum ASVG festgelegt, ist eine der häufigsten anerkannten Berufskrankheiten.

Nicht heilbar

Lärmschwerhörigkeit ist nicht heilbar und entwickelt sich meist schleichend über einen längeren Zeitraum. Deshalb wird sie häufig spät bemerkt. Die meisten Personen nehmen eine Verschlechterung der Hörfähigkeit im höheren Frequenzbereich anfangs gar nicht wahr. Bei weiterem Fortschreiten wird der Inhalt von Gesprächen nur mehr schwer, bei Hintergrundlärm oft gar nicht verstanden. Als Grundregel gilt, je lauter der Lärm, desto schneller kommt es zu irreversiblen Gehörschädigungen. Doch auch anderer Lärm kann negative Folgen haben. So wirkt sich auch störender Lärm ungünstig auf unseren Organismus aus: Er stresst uns. Ist etwa die Geräuschkulisse im Büro zu hoch oder nervt uns der stetige Verkehrslärm vor dem Fenster, dann können ab einem mittleren Lärmpegel von 65 dB folgende Auswirkungen auftreten:

Psychische Wirkungen:

  • innere Anspannung, erhöhte Reizbarkeit bis zur Aggressivität, Konzentrationsstörungen, Nervosität

Leistungsminderungen:

  • verminderte Konzentrationsfähigkeit, verlangsamte Denkprozesse, verminderte Geschicklichkeit
  • Ausschüttung von Stresshormonen, Veränderungen der Herzschlagfrequenz, gesteigerter Blutdruck, Anspannung der Muskulatur, gestörte Magen-Darm-Aktivität, eingeschränkte Tiefensehstärke und schlechtes räumliches Sehen, Auswirkung auf den Schlaf

Je nach Lärmursache treten jedoch unterschiedliche gesundheitliche Beschwerden auf: In Industrie und Handwerk machen vor allem Maschinen und Geräte Lärm, besonders in der Baubranche oder in Metallberufen. Dieser kann zu körperlicher Erschöpfung, Hörverschlechterung oder Ohrgeräuschen führen. Wo Sprache als Belastung wahrgenommen wird, z. B. bei Lehrkräften

oder in sozialen Tätigkeiten, treten bei den Betroffenen dagegen häufiger emotionale Erschöpfung, Nervosität und Reizbarkeit auf.

Dieser mittlere Lärmpegel von 65 dB kann z. B. auch in Großraumbüros und Labors erreicht werden. Studienergebnisse bescheinigen chronisch lärmbelasteten Personen sogar ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. ansteigendes Herzinfarktrisiko). Klar und deutlich liegt jedoch das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, über dem Herzinfarktrisiko.

eine Hand hinter der Ohrmuschel um zu signalisieren, dass man schlecht verstanden hat
Fehlender Lärmschutz wirkt sich ungünstig auf uns aus. Lärm kann zu Erschöpfung, Hör­verschlechterung und Ohr­geräuschen sowie zu psy­chischen Wirkungen wie Reiz­barkeit, Konzentrations­störungen und Nervosität führen. © Adobe Stock / BillionPhotos.com

Lästiger Lärm

Auch die „Belästigung“ durch Lärm erzeugt ein Gefühl des Missfallens, der Verärgerung oder des Unbehagens, das dann auftreten kann, wenn aktuell durchzuführende Tätigkeiten gestört werden. Die Störwirkung beginnt theoretisch bei der Hörgrenze, normalerweise bei ungefähr 50 dB.

Auswirkungen von Lärmeffekten

Schall kann geistige Leistungen und subjektives Wohlbefinden bereits mindern, wenn aufgrund des Pegels noch nicht mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen ist. So stört Hintergrundsprache das Kurzzeitgedächtnis bereits bei einem Mittelwert von 35 dB nachweislich. 

Das WHO-Regionalbüro für Europa hat deshalb Leitlinien für Umgebungslärm für die europäische Region entwickelt und schlägt für den Bereich der öffentlichen Gesundheit aktualisierte Empfehlungen zur Belastung durch Umgebungslärm vor. Hauptziel dieser Leitlinien ist es, Empfehlungen für den Schutz der menschlichen Gesundheit vor Umgebungslärm aus verschiedenen Quellen zu geben: Verkehrslärm (Straßenverkehrs-, Schienenverkehrs- und Fluglärm), Lärm von Windenergieanlagen sowie Freizeitlärm.

Freizeitlärm bezieht sich in diesem Zusammenhang auf alle Lärmquellen, denen Menschen bei Freizeitaktivitäten ausgesetzt sind, wozu beispielsweise der Besuch von Nachtclubs, Kneipen, Fitnesskursen, Live-Sportveranstaltungen, Konzerten oder Live-Musikveranstaltungen und das Hören von lauter Musik über persönliche Abspielgeräte zählen. In der WHO-Richtlinie sind verschiedenste Grenzwerte für unterschiedliche Lärmarten angegeben, z. B. 70 dB als Mittelwert für Freizeitlärm über einen Tag mit 24 Stunden (LAeq,24h). 

Schutz und Vermeidung

Der beste Schutz vor schädlichem Lärm ist natürlich, ihm – soweit dies möglich ist – aus dem Weg zu gehen oder ihn einzudämmen. Sowohl im Berufs- als auch im Privatleben sollte eine Exposition gegenüber zu lauten Schallquellen wie z. B. Maschinen, Schusswaffen oder sehr laut gehörter Musik, oder auch störendem Lärm vermieden werden. Ist das nicht möglich, sollten Maßnahmen zur Lärmminderung umgesetzt werden oder geeigneter Gehörschutz verwendet werden.

Die Arbeitsoffensive Lärm wurde 2022 von der Arbeitsinspektion ins Leben gerufen. Bei vier Aktionstagen (Fokustagen) von Juni bis September 2022 kontrollierten alle Arbeitsinspektorate österreichweit insgesamt 1.188 Betriebe speziell in Bezug auf Gefährdungen durch gehörgefährdenden Lärm. Dabei wurden 1.107 Lärmmessungen und 1.054 Beratungsgespräche in den Betrieben durchgeführt. In Summe wurden 455 Übertretungen der Arbeitnehmer:innenschutzbestimmungen betreffend Lärm festgestellt. Die meisten Amtshandlungen fanden in den folgenden Wirtschaftsklassen statt:

  • vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
  • Herstellung von Metallerzeugnissen
  • Hochbau
  • Herstellung von Möbeln
  • Handel mit Kraftfahrzeugen, Instandhaltung 
  • und Reparatur von Kraftfahrzeugen

Bei den Kontrollen und Beratungen hat sich gezeigt, dass die Beschäftigten und die Arbeitgeber:innen das Thema Lärm kennen. Sie unterschätzen aber die Auswirkungen auf die Beschäftigten an den betroffenen Arbeitsplätzen. Dies zeigt sich auch in den Beanstandungen: Fehlende Kennzeichnung von Lärmbereichen und fehlende Unterweisung waren die häufigsten Beanstandungen, obwohl die Lärmbelastung in den Betrieben und auf den Baustellen bekannt war.

Maßnahmen wie zum Beispiel bauliche oder organisatorische Schutzmaßnahmen können nur getroffen werden, wenn der im Betrieb vorhandene Lärmpegel bekannt ist. In vielen Fällen fehlten Messungen oder Berechnungen, obwohl eine Überschreitung der Grenzwerte nicht ausgeschlossen werden konnte. Häufig wird einfachheitshalber Gehörschutz zur Verfügung gestellt, ohne technische oder organisatorische Maßnahmen ernsthaft zu prüfen. Es mussten auch Beschäftigte beraten werden den Gehörschutz zu verwenden, wenn dieser für einen Arbeitsplatz erforderlich war.

Die Fachgruppe Lärm der AUVA steht Betrieben jederzeit nach Vereinbarung für Lärmmessungen und Beratungen zum Thema Lärm am Arbeitsplatz zur Verfügung.

Zusammenfassung

Laut einer deutschen Umfrage sind die Ursachen für die Geräusche bei 57 % der Befragten Maschinen und Geräte, bei 30 % Sprache, bei 7 % Umgebungsgeräusche wie z. B. Straßenlärm und 5 % sonstige Geräuschquellen. Wir müssen uns daher tatkräftig dem Thema Lärmschutz widmen. Wie bei allen Arbeitnehmer:innenschutzmaßnahmen bildet die Evaluierung auch beim Lärmschutz die Grundlage, um mögliche Gefährdungen und Risiken für die Beschäftigten zu ermitteln. Die große Anzahl an Lärmquellen stellt ein hohes gesundheitliches Risiko dar. Mit zielgerichteten Maßnahmen kann dem entgegengesteuert werden. Die AUVA kann die Betriebe dabei mit einem breiten Angebot an Schulungen, Broschüren, Foldern, Evaluierungs­heften und Merkblättern unterstützen.


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