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Verkehrssicherheit

Kinder sicher unterwegs!

Die kleinere Körpergröße von Kindern verringert ihre Sichtbarkeit im Straßenverkehr und erhöht dadurch ihr Unfallrisiko. Ein Verkehrs­polizist der Salzburger Landes­verkehrs­abteilung entwickelte ein Arm­zeichen zur besseren Sichtbarmachung von Kindern, welches im Rahmen einer Feldstudie empirisch hinsichtlich seiner Wirksamkeit evaluiert wurde. Die Ergebnisse lesen Sie hier.

ein Kind steht am Straßenrand, am ersten Foto hebt er den rechten Arm hoch am zweiten senkt er ihn ab
Abbildung 1: Die Ausführung des Armzeichens wird veranschaulicht. Der Arm soll zunächst senkrecht nach oben geführt werden und dann anschließend waagrecht nach vorne bewegt. © Richard Reichhart

Die Evaluationsstudie „Höher – Breiter“ hatte zum Ziel, die Wirkung eines von der Landesverkehrsabteilung Salzburg entwickelten Armzeichens zur Kommunikation der Querungsabsicht von Kindern in realen Verkehrssituationen empirisch zu untersuchen. Die Idee eines Armzeichens für Fußgänger:innen im Straßenverkehr ist keineswegs neu. Bis 1994 war in der Schweiz beispielsweise ein Armzeichen an Schutzwegen für Fußgänger:innen gemäß der Verkehrsregelverordnung (VRV) Voraussetzung für das Recht auf Vorrang. Auch in der Forschung gab es bereits in der Vergangenheit Studien zu dem Thema. Es finden sich einige Untersuchungen zu den Auswirkungen eines Armzeichens auf das Verhalten von Kfz-Lenkern:-Lenkerinnen (z. B. Crowley-Koch et al., 2011; Myers et al., 2022; Zhuang & Wu, 2014), auf denen die aktuelle Studie aufbauen kann. Grundsätzlich ist anzumerken, dass Kommunikation zwischen Verkehrsteilnehmenden in verschiedenen Formen eine große Rolle für den Straßenverkehr spielt (Ezzati Amini et al., 2019). Ein Armzeichen kann als explizites Kommunikationsmittel verschiedene Funktionen erfüllen, wie beispielsweise die Mitteilung von Lenkern:Lenkerinnen an Fußgänger:innen, dass diese gefahrlos die Straße queren können, die Mitteilung der eigenen Absichten durch Fußgänger:innen oder schlichtweg ein Winken als Zeichen der Dankbarkeit (Ezzati Amini et al., 2019). Durch diese potenzielle Mehrdeutigkeit des Armzeichens besteht jedoch auch das Risiko von Fehlinterpretationen (z. B. Schweizer, 2010). Eine entscheidende Rolle für das korrekte Verständnis des Armzeichens könnte der jeweilige Kontext der Situation spielen 

(Rasouli et al., 2018). In jedem Fall kann allerdings davon ausgegangen werden, dass Fußgänger:innen durch ein Armzeichen stärker auf sich aufmerksam machen und somit eher von Lenkern:Lenkerinnen beachtet werden (Shaon et al., 2018). 

Die Ergebnisse der Evaluationsstudie

In der vorliegenden Studie erhielten 35 Schüler:innen der ersten und zweiten Schulstufe einer Salzburger Volksschule eine Schulung des Armzeichens durch einen Verkehrspolizisten (Experimentalgruppe) und querten anschließend eigenständig mit Armzeichen einen Schutzweg im unmittelbaren Schulumfeld. Ihr Verhalten wurde beobachtet und bewertet, und die Kinder wurden im Anschluss interviewt. Die Kontrollgruppe umfasste 27 Schüler:innen, welche die Fahrbahn ohne Armzeichen überquerten. Zusätzlich zu den Kindern wurden auch die Lenker:innen von Fahrzeugen, die sich dem Schutzweg während der Querungen der Kinder näherten, beobachtet (n = 60) und befragt (n = 47). Die Ergebnisse zeigten, dass mehr als 85 % der Kfz-Lenker:innen das Armzeichen von Kindern für bessere Sichtbarkeit befürworteten. Dadurch, dass für die Pilotstudie eine gut einsehbare Querungsstelle gewählt wurde, gaben die Fahrer:innen mit und ohne Armzeichen zu fast 75 % oder mehr an, die Querungsabsicht des Kindes frühzeitig erkannt haben zu können.

Selbsteinschätzung der Kiinder versus Verhalten in grafischer Darstellung
Abbildung 2: Diskrepanz zwischen Selbst­einschätzung und Verhalten

Signifikante Unterschiede

Die Kinder, die mit Armzeichen die Fahrbahn querten, empfanden im Durchschnitt ein höheres Sicherheitsgefühl bei der Straßenquerung im Vergleich zu jenen, die ohne Armzeichen querten. Es gab jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Selbsteinschätzung ihrer Querungsleistung. Die Kinder bewerteten sich selbst überwiegend mit „Sehr gut“ und „Gut“, was gleichzeitig auf eine mögliche Selbstüberschätzung hinweist. Dass Kinder dazu neigen, zeigen auch frühere Arbeiten (z. B. Schlag et al., 2021). Des Weiteren stehen die positiven Selbstbewertungen der Kinder im Kontrast zu den Beobachtungsdaten: Obwohl die meisten Kinder darauf warteten, dass die Kfz stillstanden, bevor sie querten, achtete die Hälfte der Kinder vor und während der Querung nicht oder nicht hinreichend auf den Verkehr (siehe Abbildung 2). Die in Abbildung 3 dargestellten Ergebnisse sind zudem ein Hinweis darauf, dass das Armzeichen ein trügerisches Sicherheitsgefühl erzeugen könnte. Kinder, die etwa glauben, dass Autos immer halten, wenn das Armzeichen gezeigt wird, geben Anlass zur Sorge, da Fehlinterpretationen potenziell schwerwiegende Folgen haben könnten. Dies betrifft allerdings nicht nur die Kinder der Experimentalgruppe, sondern auch jene der Kontrollgruppe (vgl. Abbildung 3).

Grafische Darstellung der Fragestellung
Abbildung 3: Wenn ich ein Handzeichen gebe, halten die Autos immer für mich an, sodass ich sicher die Fahrbahn überqueren kann. Glaubst du das?

Zukünftige Forschung sollte sich daher auf mehrfache Schulungen des Armzeichens konzentrieren, in welchen aufgeklärt wird, dass man auch mit Armzeichen übersehen werden kann und dass das Armzeichen die Notwendigkeit der Überblicksgewinnung nicht ersetzt. Eine Folgestudie zu diesem Aspekt wird empfohlen.

Zusammenfassung

Die Ergebnisse einer Evaluationsstudie zur Wirksamkeit des „Höher – Breiter“-Armzeichens im Straßenverkehr, gefördert vom Verkehrssicherheitsfonds des Landes Salzburg und der AUVA, liegen jetzt vor. Die befragten Kfz-Fahrer:innen befürworteten die Verwendung des Armzeichens zur besseren Sichtbarmachung der Querungsabsicht von Kindern mehrheitlich. Die Kinder fühlten sich damit zwar sicherer, zeigten aber kein sichereres Verkehrsverhalten als jene ohne Armzeichen.


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