Gelebte Diversität, Inklusion und Integration

Das familiengeführte Unternehmen Bikepirat GmbH wurde im März 2010 von Anton Schweighofer – Mastermind und Techniker – gegründet. Ursprünglich hatte er die Idee, „nur“ einen Onlineshop in der Garage des Elternhauses zu betreiben. Die gesamte Familie unterstützte ihn tatkräftig bei seinem Plan. Bald reichte der Platz in Haus und Garage nicht mehr aus und es wurde wurde ein kleines Geschäft mit großer Lager­fläche angemietet. Doch auch diese vergrößerte Arbeitsstätte erwies sich für den erfolgreichen Unternehmer bald als zu klein.

Im April 2016 eröffnete er eine angemessene Werkstatt mit Shop und Lagerflächen in Grafenwörth. Zu diesem Zeitpunkt brachte sich Ricky Schweighofer, BA MA mit neuen, innovativen Ideen ins Unternehmen ein. Die studierte Betriebswirtin war viele Jahre zuvor im Ausland im Handel tätig und seinerzeit bei Umdasch Shop­fitting beschäftigt. Sie war es, die Anton Schweighofer mit ihrem Know-how bei der Planung und Umsetzung des neuen Shops mit Rat und Tat unterstützte. Das war ursprünglich nicht in diesen Dimensionen geplant. Gemeinsam entstand das repräsentative, große und moderne Firmengebäude. Sie erinnert sich gerne an den Beginn ihres neuen Lebensabschnitts: „Anton ist genial, zielstrebig, ein seelenguter, überaus fairer Mensch mit Handschlagqualität, seitdem haben wir beschlossen, den Weg gemeinsam zu gehen, sowohl familiär als auch beruflich!“

Gelebte Diversität und Inklusion

Doch nicht nur in architektonischen und organisatorischen Belangen, sondern auch in menschlicher Hinsicht hat sich Bikepirat durch Ricky Schweighofer weiterentwickelt. Ihr Motto ist es, Diversität und Inklusion zu leben und sich so auf eine volatile Zukunft vorzubereiten. Die Powerfrau mit großem Herz will das Unternehmen hinsichtlich Sprachen und Fähigkeiten breit aufstellen, sie sucht nach Lösungsansätzen, um die Stärken ihrer Mitarbeiter:innen zu fördern, und will damit das HR-Management neu gestalten. Für sie zählt der Mensch als Person, unabhängig von Schulabschlüssen. Statt Zeugnisse und Bewerbungsschreiben im Vorfeld zu sondieren, lernt sie ihre Bewerber:innen lieber persönlich kennen. In diesem Betrieb wird besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen, unabhängig von Herkunft und persönlichen Einschränkungen, gelegt.

Ricky Schweighofer erzählt überzeugend, wie in ihrem Betrieb Diversität und Inklusion – zusammen mit ihren Arbeitnehmern:Arbeitnehmerinnen – gelebt wird. Die Zukunft wird fordernd, deshalb möchte sie proaktiv auf Vielfalt achten, denn genau in dieser Vielfalt liegt sehr viel Kraft. So freut sie sich, einen Fahrradmechaniker aus Kroatien in ihrem Team zu haben. Er spricht nur Englisch, doch dies sei kein Problem, denn die Englischkenntnisse im Team haben sich dadurch drastisch verbessert. Fachlich ist dieser Mitarbeiter eine Bereicherung, da er gelernt hat, wirklich zu reparieren und nicht alles gleich zu ersetzen. Dies sei eine Eigenschaft, die vielen Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen in der Vergangenheit bereits verloren gegangen ist und durch den nachhaltig denkenden Teamkollegen wieder belebt wird.

Ein weiterer sehr kreativer Mitarbeiter aus Neuseeland – mit deutschen Wurzeln – hat mit seinen nur 20 Jahren im Jahr 2020 schon den ersten Design­preis, den „Motu German ­Design Award“, erhalten. Ein holländischer Mechaniker, der Fahrradtechnik noch aus erster Hand gelernt hat, bereichert durch sein Engagement und Fachwissen das Erfolgsteam in Grafenwörth.

In diesem Betrieb wird Diversität und Inklusion so selbstverständlich gelebt, dass es intern gar nicht mehr als Besonderheit wahrgenommen wird. Diversität, Inklusion und Integration gehören für Ricky Schweighofer zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Zukunft. Niemand sollte sich vor dem Neuen verschließen, sondern die Bedürfnisse alternativ abdecken und mit offenem Herzen an Menschen herangehen und sie als Bereicherung sehen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Bikepirat derzeit auch kein Personalproblem hat. Die Unternehmerin ist stolz auf ihr diverses, inklusives, höchst erfolgreiches Team, welches voneinander täglich lernt, und zwar in kultureller, fachlicher und menschlicher Hinsicht. Sie meint, dass sie vielleicht nicht weiß, welche Herausforderungen die Zukunft bringt, jedoch ist sie überzeugt, dass sie mit ihrem Team die herkömmlichen Pfade und Denkweisen zeitgemäß anpassen muss: „Grenzen sollten wir im Denken nicht bauen, sondern global denken. Wenn man eine gute Fachkraft sucht, ist es egal, wo diese herkommt, Hauptsache, die Person agiert kompetent und versiert. Anpassung geht in beide Richtungen. Wir leben es täglich und können es weiterempfehlen als Best Practice. Sicherheit ist dabei ein ständiger Begleiter, zum Beispiel, was Lehrlinge betrifft, sie vorausschauend einzuschulen, oder auch Zeit in Suchtprävention zu investieren.“

Inklusive Lehrlingsausbildung

Eine Erfolgsgeschichte in Hinblick auf inklusive Lehrlingsausbildung ist ein besonders ambitionierter Lehrling mit autistischen Zügen. Er zeigt dem Team, wie Präzision gelebt werden und wie genau ein Mensch arbeiten kann. Sein Vater ist überzeugt, dass sich sein Sohn im Betrieb sehr wohl fühlt und wie froh er ist, dass dieser so einen guten Arbeitsplatz bekommen hat: Freudig berichtet Ricky Schweighofer: „Mittlerweile hat sich die anfängliche ‚Freeze‘-Situation jetzt in ‚unfreeze‘ gewandelt, sprich, unser Schützling ist mittlerweile aufgetaut, fühlt sich wahnsinnig wohl bei und mit uns, macht einen tollen Job in der Berufsschule und in der Werkstatt und absolviert sogar den Führerschein. Bei dieser positiven Entwicklung geht uns das Herz auf!“

Ein weiterer Lehrling hat afrikanische Wurzeln und beweist großes handwerkliches Geschick. Sein Vater ist seit Jahrzehnten anerkannter Hufschmied in Lilienfeld. Ein weiterer Lehrling befindet sich bereits im 3. Lehrjahr. Dieser war einer der ersten, seitdem es die Lehre zum:zur Fahrradmechatroniker:in wieder gibt. Der junge Mann mit rumänischen Wurzeln hat sich in der Coronazeit super behauptet, ist einer der besten in der Berufsschule.

Eine Erfolgsgeschichte 

Für Ricky Schweighofer war es zu Beginn wirklich nicht leicht, sich als Frau in dieser männerdominierten Branche zu behaupten: „Als Frau in einer Fahrradwerkstatt war es für mich anfangs eine große Herausforderung, da noch immer viele Männer glauben, dass man ‚nur‘ die Frau vom Chef ist und zu wenig fachliche Kompetenz mitbringt, aber ich konnte mich bisweilen sehr gut durchsetzen!“

Im Betrieb sind die beiden Partner auf Augenhöhe und ergänzen sich, wie die Unternehmerin beteuert, ausgezeichnet. Um dem Thema Gewicht zu geben, betont sie: „Wir sind ein Familienunternehmen und definieren uns über Familie. Denn die Familie ist das höchste Gut. Man verbindet Gemeinsamkeit und Geborgenheit damit, einfach wie nach Hause zu kommen und sich wohlzufühlen – Faktoren, die im Job auch nicht fehlen dürfen, sondern Bestandteil dessen sein sollten. Deshalb agieren wir familienfreundlich und inklusiv wie auch divers. Man verbringt sehr viel Zeit im Job, deshalb ist das Thema umso wichtiger. Die Extrameile ist in jeder Hinsicht Teil unseres Denkens. Herzlichkeit in allen Aspekten, ein familiäres sowie innovatives und zeitgemäßes Arbeitsumfeld, damit sich alle auch wohlfühlen!“

Kundennähe, Service und Nachhaltigkeit

Beim Betreten des topmodernen, lichtdurchfluteten Geschäftslokals in Grafenwörth trifft man als Interessent:in auf kompetente und freundliche Mitarbeiter:innen, die sich allen Wünschen von Kunden:Kundinnen widmen und sich dafür auch Zeit nehmen. Neben einer großen Auswahl an Fahrrädern und Fahrradzubehör haben Serviceleistungen bei Reparaturen von Fahrrädern einen großen Stellenwert. Besonders im Sinne der Nachhaltigkeit werden möglichst viele Fahrräder, aber auch Ersatzteile – nach Möglichkeit – repariert statt neu angeschafft.

„Das schönste Kompliment ist für uns, wenn die Kundschaft wieder kommt oder uns sogar weiterempfiehlt, vergleichbar mit einem ‚Greißler des Fahrradladens‘ in zeitgemäßer Aufmachung“, freut sich Ricky Schweighofer. Sie verfasst zu Weihnachten über 200 handgeschriebene Weihnachtskarten für ihre Kunden:Kundinnen, um ihrer Wertschätzung besonderen Ausdruck zu verleihen. Schweighofer dazu: „Wir lieben, was wir tun, und jeder einzelne Kunde ist uns wichtig und ans Herz gewachsen. Es ist wie bei einem Fahrrad-Kettenglied, denn es funktioniert nur gemeinsam.“

Zahlreiche Auszeichnungen 

AUVA und WKO schreiben alle zwei Jahre die Goldene Securitas, einen Preis für Sicherheits- und Gesundheitsschutz, aus. Mit dieser Auszeichnung werden jene Klein- und Mittelbetriebe prämiert, die auf dem Gebiet der Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten in ihren Betrieben vorbildliche Maßnahmen gesetzt haben. Die drei Gewinner:innen des Awards können sich als präventives Vorzeigeunternehmen bezeichnen.

Im November 2023 hat das herausragende Engagement der Bikepirat GmbH im Bereich Diversität und Inklusion die Fachjury, bestehend aus Experten:Expertinnen der AUVA und WKO, überzeugt, diesem erfolgreichen Unternehmen den 1. Platz und damit die Goldene Securitas 2023 in der Kategorie „Vielfalt bringt Erfolg“ zu verleihen. Mit diesem Preis will man Klein- und Mittelbetriebe, die Maßnahmen zum Sicherheits- und Gesundheitsschutz über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus setzen, vor den Vorhang holen.

Im Frühjahr 2022 wurde Bikepirat GmbH mit dem 3. Preis in der Kategorie „Kleinbetriebe“ im Rahmen des NÖ Landeswettbewerbs „Familienfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnet. Dieser Wettbewerb findet auf Initiative von Familien-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und der Wirtschaftskammer NÖ alle zwei Jahre statt. Ziel des Wettbewerbs ist es, niederösterreichische Betriebe, die familienfreundliche Best-Practice-Maßnahmen nach Kriterien von Beschäftigungsformen, Arbeitszeitmodellen, Karenz und Wiedereinstieg und Weiterbildungsmöglichkeiten implementieren und damit Familien maßgeblich unterstützen, einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen und sie auszuzeichnen.

Im Zuge des Kongresses Handelskolloquium 2022 verlieh der Österreichische Handelsverband dem Unternehmen Bikepirat GmbH als „Beliebtester Kleiner Händler“ den 3. Preis. Alle stationären Einzelhändler Österreichs, die das Handelsverband-Siegel „Österreichischer Händler“ tragen, wurden eingeladen, einzureichen und zu zeigen, warum gerade sie den Preis verdient haben. Wer Österreichs Liebling wurde, hat ganz Österreich entschieden, denn das ganze Land konnte an der offenen Abstimmung teilnehmen.

Zusammenfassung

Anton und Ricky Bukurije Schweighofer, BA MA betreiben gemeinsam die Bikepirat GmbH, einen Fahrradeinzelhandel mit Fahrradwerkstatt in Grafenwörth in NÖ. Dafür wurden sie mit der Goldenen Securitas 2023 in der Kategorie „Vielfalt bringt Erfolg“ ausgezeichnet. In diesem Vorzeigebetrieb wird besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen, unabhängig von Herkunft und persönlichen Einschränkungen, gelegt.