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Sichere und gesunde Berufsausbildung in Deutschland
Sichere und gesunde Berufsausbildung in Deutschland
Die Berufsausbildung in Deutschland gliedert sich in die duale und die schulische Variante. Erstere findet an zwei Lernorten statt: Im Betrieb erwerben die Auszubildenden die fachpraktischen Kompetenzen, in der Berufsschule erlernen sie die theoretischen Inhalte. Die schulische Berufsausbildung hingegen findet ausschließlich in der Berufsschule statt und wird ergänzt durch betriebliche Praktika.
Der Präventionsauftrag
Die Auszubildenden sowie die Schüler:innen an den beruflichen Schulen sind Versicherte in der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland. Der Präventionsauftrag der Unfallversicherungsträger erstreckt sich somit auch auf diese Personengruppen. Die jungen Menschen sind während ihrer Ausbildung – unter anderem wegen der noch geringen Berufspraxis – spezifischen Gefährdungen ausgesetzt. Hinzu kommt, dass sie in einer Lebensphase sind, die sich nicht vorrangig durch Sicherheitsorientierung und angepasste Risikowahrnehmung auszeichnet. Daher sind spezifische Präventionsmaßnahmen erforderlich.
Klare Regeln zum betrieblichen Arbeitsschutz
In deutschen Betrieben waren 2021 etwa 1,22 Millionen Auszubildende1 beschäftigt. Bei der Arbeit der jungen Menschen ereignen sich jährlich rund 32.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle. Aber auch der Arbeitsweg ist gefährlich: Beinahe ein Drittel der 16- bis 25-Jährigen ist hier schon einmal in eine gefährliche Situation geraten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von noch zu geringer Berufserfahrung über mangelnde Risikobeachtung, fehlerhafte Wahrnehmung und Einschätzung arbeitsbedingter Gefahren bis hin zu einer unbefriedigenden Umsetzung des Arbeitsschutzes in den Betrieben. Gleichzeitig wünscht sich die Mehrzahl der Auszubildenden klare Regeln zum Arbeitsschutz. Sie sind an mehr Austausch zu und an einer modernen Gestaltung von Präventionsthemen interessiert.
Ausbildende sind nach den Standardberufsbildpositionen verpflichtet, sicheres und gesundheitsgerechtes Arbeiten zu gewährleisten und die Kompetenzentwicklung bei diesen Themen sicherzustellen. Nach der Standardberufsbildposition „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“2 werden dabei Themen wie beispielsweise Erste Hilfe, Brandschutz, Rechte und Pflichten im Arbeitsschutz, Ergonomie, psychische Gesundheit und Gefährdungen auf dem Arbeitsweg aufgegriffen. Unabhängig davon haben die Ausbildenden auch eine wichtige Vorbildfunktion. Mit dem Programm „Jugend will sich-er-leben“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) erhalten Ausbildungsbetriebe sowie berufliche Schulen Präventions-, Unterweisungs- und Unterrichtsmaterialien zu jährlich wechselnden Themen.
Sicherheit und Gesundheit in Berufsschulen
An beruflichen Schulen, in denen etwa 2,5 Millionen Schüler:innen lernen, ereignet sich mehr als ein Drittel der jährlich rund 58.000 Schul- und Schulwegeunfälle im Sportunterricht. Auf die Schulwege entfallen im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021 rund 15.000 meldepflichtige Unfälle.
Eine Studie zum „Unfallgeschehen und Gesundheitsverhalten im Schulalter“ hat gezeigt, dass psychisch gesunde Jugendliche seltener verunfallen3. Die Bedingungsfaktoren mentaler Gesundheit sind dabei eindeutig im sozialen Kontext zu finden. Die Beziehung zum Elternhaus sowie Zusammenhalt und Akzeptanz in der Schulklasse sind dabei wesentlich. Mit dem Programm „MindMatters“ bieten die Unfallversicherungsträger ein Präventionsprogramm zur Stärkung der psychischen Gesundheit an4. Um die Themen Sicherheit und Gesundheit in der schulischen Berufsausbildung stärker ins Bewusstsein zu rücken, stellt die DGUV auf dem Schulportal „Lernen und Gesundheit“ Unterrichtsmaterialien zur Verfügung5. Für zielgruppenorientierte Präventionsprogramme zur Verkehrssicherheit arbeiten die Unfallversicherungsträger eng mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat6 und der Deutschen Verkehrswacht7 zusammen. Damit die Sicherheit im Schulsport verbessert wird, hat die DGUV gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz die Schulsportinitiative „Sicherheit und Gesundheit im und durch Schulsport“ ins Leben gerufen8.
Jugend will sich erleben (JWSL)
Jugend will sich-er-leben (JWSL) ist ein Präventionsprogramm der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Auszubildende. Es sensibilisiert für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und motiviert Auszubildende sowie Berufsanfängerinnen und -anfänger für ein sicherheits- und gesundheitsbewusstes Verhalten. Als größtes deutsches branchenübergreifendes Präventionsprogramm dieser Art richtet es sich mit jährlich wechselnden Themenschwerpunkten an berufsbildende Schulen und Ausbildende in Deutschland. Die altersgerecht aufbereiteten Unterrichts- und Unterweisungsmaterialien werden durch Filmbeiträge, Quiz und einen Kreativwettbewerb ergänzt.
Im aktuellen Berufsschuljahr steht der Schutz vor Stolpern, Rutschen und Stürzen im Fokus. Im Berufsschuljahr 2023 / 24 wird die Erste Hilfe thematisiert.
Weitere Informationen: jwsl.de
Quellen:
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156916/umfrage/anzahl-der-auszubildenden-in-deutschland-seit-1950/
[2] https://www.ihk.de/blueprint/servlet/resource/blob/5014196/5cf88f85f96cc74ae7e0c95226027d1c/umsetzungshilfe-standartberufsbildpositionen-bibb-2021-data.pdf
[3] Panelstudie Gesundheitsverhalten: Klocke, A., Stadtmüller, S., Lipp, R., Track, J., Wacker, C., & Giersiefen, A. (2021). Gesamtergebnisbericht zur Panelstudie „Gesundheitsverhalten und Unfallgeschehen im Schulalter“. Frankfurt am Main: Frankfurt University of Applied Sciences, Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW). https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-71941-0
[4] https://mindmatters-schule.de/home.html
[5] https://www.dguv-lug.de/berufsbildende-schulen/
[6] https://www.dvr.de/praevention/programme/junge-menschen
[7] https://deutsche-verkehrswacht.de/zielgruppe/sicherheit-fuer-teenager/
[8] https://www.dguv.de/fb-bildungseinrichtungen/schulen/bewegung/schulsport/index.jsp
Zusammenfassung
Junge Menschen in der Ausbildung verfügen über wenig Berufserfahrung und altersbedingt über eine geringere Risikoeinschätzung. Um Unfälle zu vermeiden sowie sicherheits- und gesundheitsbezogene Kompetenzen zu stärken, hat die gesetzliche Unfallversicherung in Deutschland (DGUV) passgenaue Präventionsangebote entwickelt.