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Komm gut an!

Sicher am Fahrrad unterwegs

Für alle Wege, die kürzer als fünf Kilometer sind, hat sich das Fahrrad üblicherweise als das schnellste aller Verkehrsmittel bewährt. Damit es nicht nur rasch, sondern auch unfall- und verletzungsfrei von A nach B geht, stehen Rad-Wissen und Rad-Beherrschung an oberster Stelle.

Sicher am Fahrrad unterwegs
© R. Reichhart

Derzeit gibt es hierzulande rund 1,2 Millionen Radfahrer:innen – der Anteil soll in den kommen zwei Jahren weiter gesteigert werden, denn im Zuge der sogenannten Mobilitätswende spielt der Radverkehr eine wichtige Rolle. Mit dem Masterplan Radfahren 2015–2025 soll die Förderung des Radverkehrs in Österreich aktiv unterstützt werden. Das hat gleich mehrere Vorteile: Radfahren ist klimaschonend, kostengünstig und gesundheitsförderlich. Doch es braucht dazu weitere radfahrfreundliche Rahmenbedingungen und die Bewusstseinsbildung, dass ein Fahrrad ein durchaus taugliches Alltagsverkehrsmittel ist. Fahren mehr Menschen mit dem Rad, sind keineswegs weniger Unfälle zu erwarten, daher muss den Sicherheitsaspekten besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden – und das auch im beruflichen Kontext. Neben Information braucht es dazu zum Beispiel Radfahrtrainings und Sicherheitsschulungen, denn jeder dritte Wegunfall passiert mit dem Fahrrad und rund die Hälfte der Unfälle sind Alleinunfälle, bei denen Fahrradfahrer:innen ohne weitere Verkehrsteilnehmer:innen verunfallt sind oder Unfallauslöser:innen waren.

AUVA-Radworkshops für mehr Kompetenz

Die AUVA setzt sich daher besonders für mehr Sicherheit rund um das Fahrradfahren ein. Die AUVA-Radworkshops sind dabei die größte und populärste Initiative zum Thema Radfahren. Mittlerweile ist das Angebot aber längst nicht mehr nur auf Kinder beschränkt: Auch AUVA-Radworkshops für Dienstnehmer:innen können gebucht werden. 

Ziel der Präventionsmaßnahme ist es, Radfahrenden das nötige Rüstzeug für eine sichere Radverkehrsteilnahme mitzugeben. „Hier konzentrieren wir uns auf die Bereiche Fahrzeugbeherrschung, Fahrzeugsicherheit und persönliche Schutzausrüstung“, erklärt Mag. Joachim Rauch von der AUVA-Hauptstelle, zuständig für das Thema Prävention in Bildungseinrichtungen. „Und hier sind die Unterschiede zwischen jungen und erwachsenen Radfahrenden gar nicht so groß, wie man vielleicht annehmen möchte“, ergänzt Peter Schwaighofer, BSc, aus dem Fachbereich Verkehrssicherheit in der AUVA-Hauptstelle.

Die AUVA-Radworkshops verfolgen ein klares Ziel: die Förderung von Radfahrkompetenz und Sicherheitsbewusstsein bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen. „Ein gut gewartetes und ausgerüstetes Rad, ein Helm zum Schutz des Kopfes und das praktische Radfahrkönnen stellen die Grundvoraussetzungen für eine sichere Radverkehrsteilnahme dar. Ein spezieller Übungsparcours sowie ein professioneller Rad- und Helm-Check bereiten auf die Anforderungen des Alltagsradfahrens vor“, beschreibt Rauch die Schwerpunkte der Workshops. 

Klar ist, dass motorisch kompetente Radfahrer:innen wesentlich sicherer im Straßenverkehr unterwegs sind. Sie müssen sich weniger auf das Radfahren selbst konzentrieren und können ihre volle Aufmerksamkeit dem Verkehrsgeschehen widmen. „Das Rad-aktiv-Programm gibt den Teilnehmern:Teilnehmerinnen die Gelegenheit herauszufinden, wie gut sie ihr eigenes Fahrrad beherrschen und was noch geübt werden sollte“, sagt Rauch. 

Psychologische Aspekte bei Erwachsenen

Aus den Unfallzahlen geht hervor, dass Ablenkung zu den Hauptunfallursachen zählt – und das nicht nur bei Kindern! Lärm oder Aktivitäten anderer Verkehrsteilnehmer:innen, aber auch – wie bei Autofahrern:-fahrerinnen – der Blick auf das Handy spielen eine wesentliche Rolle. „Beim Radfahren Textnachrichten lesen oder tippen oder telefonieren ist bei jungen und älteren Verkehrsteilnehmenden gleichermaßen zu beobachten“, beschreibt Rauch. Ebenfalls gefährlich: Ladung, die nicht ausreichend gesichert ist und verrutscht, oder Umhängetaschen, die sich beim Fahren in unterschiedliche Positionen bewegen und zu Irritation führen können.

AUVA-Radworkshop
© Adobe Stock

Bei erwachsenen Radfahrenden spielen häufig auch Gewohnheiten und Erfahrungswerte mit, die man zum Beispiel beim Auto- oder Motorradfahren gesammelt hat. „In der Rolle als Radfahrer:in gilt es mitunter, andere Regeln oder Sicherheitsvorkehrungen zu kennen und anzuwenden, die nicht automatisch von einem anderen Verkehrsmittel übertragen werden können“, sagt Schwaighofer und nennt als Beispiel die neuen Regeln der 33. Novelle der Straßenverkehrsordnung, die kürzlich in Kraft getreten ist: „Wer nie eine Fahrradprüfung gemacht hat, ist sich häufig gar nicht bewusst, dass es unterschiedliche Vorgaben für die verschiedenen Verkehrsteilnehmer:innen gibt.“ Die Novelle enthält eine Reihe von Änderungen, wie etwa den notwendigen Seitenabstand beim Überholen von Radfahrenden oder die Erlaubnis für Radfahrende, in bestimmten Situationen nebeneinander fahren zu dürfen. In der Rolle als Autofahrer:in gilt es zu wissen, dass beim Überholen von Fahrradfahrern:-fahrerinnen ein fixer Abstand einzuhalten ist: Im Ortsgebiet sind das mindestens 1,5 Meter, außerhalb des Ortsgebietes mindestens zwei Meter. 

Der AUVA-Radworkshop macht bewusst, wo die körperliche Geschicklichkeit helfen kann, Unfälle zu vermeiden, und er zeigt auch, wo man vielleicht Lücken hat.

Peter Jahn, Geschäftsführer von CAP, der Agentur für mobile Kindersicherheit

So wird das Rad betriebssicher

Es braucht nicht immer einen:eine Fahrradmechaniker:in, auch eine Person ohne Fachkenntnisse kann rasch und unkompliziert die Betriebssicherheit des eigenen Rades oder das der Kinder kontrollieren. „Luft – Wasser – Öl“ heißt die einfache Formel, die Peter Jahn, Geschäftsführer von CAP, der Agentur für mobile Kindersicherheit, im Detail erklärt: „Luft für die Reifen, samt Sichtprüfung, Wasser als regelmäßige Reinigung mit sanfter Seifenlauge und Öl für Kette und andere bewegliche Teile.“ Darüber hinaus empfiehlt der Experte einmal jährlich einen derzeit freiwilligen Check durch einen konzessionierten Fachbetrieb: „Der:die Radmechaniker:in kann wirklich feststellen, ob die Lager das richtige Spiel haben oder alle Schrauben wirklich festsitzen. Der richtige Zeitpunkt dafür ist jetzt, bevor man im Frühling dann das Rad aus dem Keller holt und fahren möchte.“ 

Hat dann die Radsaison begonnen, sollte etwa alle zwei Wochen der Luftdruck kontrolliert werden. „Ein Hauptgrund für Stürze ist, dass der Reifen mit zu wenig Luft nicht mehr richtig auf der Unterlage greift und in Kurven wegrutscht. Niemand würde Auto fahren ohne den passenden Reifendruck, dieses Bewusstsein benötigen wir auch für das Fahrrad“, sagt Jahn. Wie auch beim Auto kann der maximale Druck an der Seitenwand des Reifens abgelesen werden. Darüber hinaus sollen alle beweglichen Teile wie Kette oder Pedale – nicht aber die Bremsen – mit einem Tropfen Öl geschmiert werden. Die regelmäßige Reinigung sollte selbstverständlich sein, denn Schmutz verkürzt die Lebensdauer deutlich und kann auch ein Sicherheitsrisiko sein. „Schmutz kann dazu führen, dass die Schaltung und Bremsen nicht mehr richtig funktionieren. Die Lebensdauer der Verschleißteile verkürzt sich und eine nie geölte Kette kann auch plötzlich abreißen“, erklärt Jahn. Er empfiehlt, Rahmen und Räder zum Reinigen mit Wasser und einem herkömmlichen Haushaltsreiniger abzuspülen und hartnäckigen Schmutz, wenn nötig, mit einer Bürste oder einem Schwamm wegzuschrubben. „Eine Gießkanne, ein Gartenschlauch oder ein Niederdruckreiniger sind gute Hilfsmittel. Von einem Hochdruckreiniger ist abzuraten, da sensible Teile durch den hohen Druck leicht kaputt werden können“, so Jahn. Wichtig sind die Signaleinrichtungen – sie müssen sauber sein, damit sie auch gut sichtbar sind. Hier gilt auch gleich: Kontrollieren Sie, ob alle Mindestanforderungen erfüllt sind und das Rad der Straßenverkehrsordnung entsprechend ausgestattet ist (siehe Kasten auf S. 10).

Und schließlich lohnt sich auch ein Blick auf die Ergonomie, denn um bei längeren Fahrten ermüdungsfrei mit dem Rad unterwegs sein zu können, braucht es die passende Sitzposition und Lenkereinstellung, die gerade bei Kindern im Wachstum immer wieder kontrolliert werden soll. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Einstellung des Bremshebels passend zur Handgröße: „Mit zwei Fingern sollte man den Bremshebel gut ziehen können, während die Arme gestreckt bleiben“, beschreibt Jahn.

reiwilligen Radfahrprüfung
© CAP / martinsteiger.at

Kopfschutz nur mit Helm

Auf dem Rad sind Kinder und Erwachsene gleichermaßen verletzlich, ungeschützt und haben keine Stoßdämpfer. Für Kinder bis zum 12. Lebensjahr gilt Helmtragepflicht. „Erwachsene sind Vorbilder und wer mit dem Rad beruflich unterwegs ist oder häufiger fährt, wird vernünftigerweise auch zu einem passenden Helm greifen“, hofft Jahn, denn: „beim Radfahren kann der natürliche Schutzimpuls, sich bei Verlust des Gleichgewichts durch das automatische Einknicken der Beine kleiner zu machen und damit die Fallhöhe zu minimieren, oder durch Stolperschritte den Sturz zu vermeiden, nicht greifen, weil das Rad zwischen den Beinen ist. Der Kopf ist fast immer der am weitesten vom Boden entfernte Körperteil mit der entsprechend höchsten kinetischen Energie.“ Kurz gesagt, wer sein Hirn funktionsfähig erhalten möchte, der schützt es freiwillig!

Der AUVA-Radworkshop ist neben der freiwilligen Radfahrprüfung die größte und populärste Initiative zum Thema Radfahren im Volksschulbereich. Jetzt gibt es die Workshops auch für Dienstnehmer:innen.

Mag. Joachim Rauch, Fachbereich Arbeitspsychologie/ Bildungseinrichtungen, AUVA-Hauptstelle

Eine erfreuliche Entwicklung sieht der Experte in der Weiterentwicklung von Radhelmen: „Gefällige“ Formen und Farben animieren zum Tragen. Radhelme sind speziell für das Radfahren konstruiert und erfüllen spezifische Normen, daher sollten nur Helme verwendet werden, die vom Herstellenden zum Radfahren freigegeben sind. Wichtig ist die richtige Passform, damit der Kopf gut bedeckt und sicher geschützt ist. Etwa alle sechs Jahre ab Produktion sollte der Helm getauscht werden, denn die Materialen verschleißen mit der Zeit und werden spröde, wodurch die Stoßdämpfung langsam schlechter wird. Bei Kindern kann es sein, dass der Helm schon früher getauscht werden muss, weil sie bekanntlich rasch wachsen. Der Radhelm muss sofort ersetzt werden, wenn er beschädigt oder gebrochen ist oder die Gurtbänder zum Verschließen nicht mehr intakt sind. Was es rund um den Radhelm zu beachten gilt, steht im AUVA-Blog sichereswissen.info/radhelm-check. Spezielle Tipps für Kinderhelme sind unter radworkshop.info/das-helmvideo nachzusehen.

 Sichtbarkeit schafft Sicherheit

Neben dem richtig angepassten Helm muss auch das Augenmerk auf die Kleidung beim Radfahren gerichtet werden: „Passendes Schuhwerk sollte ebenso selbstverständlich sein wie Kleidung, die dem sportlichen Charakter der Tätigkeit angepasst ist. Weite Kleidung oder Mäntel könnten sich in den Speichen verfangen und daher einen Sturz verursachen. Einfache Klettstreifen können etwa bei Hosenbeinen schon helfen und erfüllen meist einen zusätzlichen Effekt – sie reflektieren Licht“, beschreibt Jahn. Kleidung mit reflektierenden Aufnähern ist zwar nicht verpflichtend, schafft aber ein Plus an Sicherheit bei Dämmerung und Dunkelheit. Auch Fahrradhandschuhe empfiehlt der Experte, um bei einem Sturz die Haut zu schützen.

Die beste Schutzausrüstung hilft aber nur dann, wenn die Radfahrer:innen ihr Fahrzeug gut beherrschen, daher weist der Sicherheitsfachmann abschließend noch einmal auf die Bedeutung von Fahrtechnik-Übungen hin: „Einspurige Fahrzeuge verlangen eine aktive Fahrweise, die trainiert werden sollte. Der AUVA-Radworkshop macht bewusst, wo die körperliche Geschicklichkeit helfen kann, Unfälle zu vermeiden, und sie zeigen auch, wo man vielleicht Lücken hat.“ Seiner Erfahrung nach fahren oft junge Fahrer:innen zu knapp am Randstein entlang, weil ihnen nicht bewusst ist, dass die Pedale beim Treten noch näher zum Boden reichen und sie dann am Randstein hängen bleiben können. Auch langsames Fahren, ohne dabei die Balance zu verlieren, oder die Verlagerung des Schwerpunkts beim Bremsen können für Untrainierte rasch gefährlich werden. Während beim Geradeausfahren Fahrradfahrende kaum Raum einnehmen, ändert sich ihr Querschnitt rapide, wenn sie in die Kurve fahren. Insgesamt rät Jahn daher: „Die Kombination von Verkehrskompetenzen und ausreichendem Selbstbewusstsein auf dem Fahrrad hilft, den Raum einzunehmen, den man für sicheres Fahren benötigt!"

Alle AUVA-Angebote rund um den Schwerpunkt Verkehrssicherheit finden Sie online unter auva.at/komm-gut-an.

Zusammenfassung

Um nicht nur rasch, sondern auch unfall- und verletzungsfrei mit dem Fahrrad von A nach B zu kommen, stehen das Rad-Wissen und die Rad-Beherrschung an oberster Stelle. Der AUVA-Radworkshop ist neben der freiwilligen Radfahrprüfung die größte und populärste Initiative zum Thema Radfahren im gesamten Volksschulbereich.


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