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Innerbetrieblicher Verkehr

„Verstärktes Verkehrsaufkommen“ sicher bewältigen

Im Logistik-Bereich der Brauerei Zipf werden täglich bis zu 110 Lkw in einer rampenlosen Halle be- und entladen. Ein auf optischen Signalen basierendes Sicherheitssystem sorgt dabei dafür, dass trotz erhöhten Verkehrsaufkommens von Flurförderzeugen und zu Fuß gehenden Personen Unfälle verhindert werden.

ein mit Bierkisten beladener LKW steht in einer Halle, dahinter sieht man einen weiteren LKW
Bis zu vier Sattelzüge können in der Halle zeitgleich abgefertigt werden. W. Hawlik

Denkt man an den Brau-Union-Standort in Zipf, dann assoziiert man zunächst die Herstellung von Bier unter dem Markennamen „Zipfer“. Der Standort Zipf hat für den Brau-Union-Konzern aber eine weit über die Getränkeerzeugung hinausgehende Bedeutung. Ein Team von bis zu 50 Beschäftigten (34 Stammmitarbeiter:innen und 10 Saisonmitarbeiter:innen in der Lagerhalle und sechs in der Verwaltung) kümmert sich im Bereich der Logistik darum, dass nicht nur die am Standort erzeugten Getränke zu den Abnehmern im Handel und der Gastronomie gelangen, sondern sorgt auch dafür, dass alle anderen Getränke aus dem Sortiment der Brau Union (siehe auch Kasten) regional verteilt werden. Täglich werden in der Lagerhalle im 2-Schicht-Betrieb 60 bis 70 Lkw mit mindestens 30 Getränkepaletten ent- und beladen, an Spitzentagen können es auch einmal mehr als 110 Lkw sein. 

„Verstärktes Verkehrsaufkommen“ in der Logistik

Allein diese Zahlen machen deutlich, dass es in der Halle regelmäßig zu einem „verstärkten Verkehrsaufkommen“ von Staplern und Kommissioniergeräten kommt. Die Ent- und Beladung der Lkw in der seit vielen Jahren bestehenden Halle mit einer Ein- und einer Ausfahrtsrampe mitten am Werksgelände mit beengten Platzverhältnissen birgt nicht nur durch den Staplerverkehr ein hohes Gefahrenpotenzial. Die Lkw-Fahrer:innen sind angehalten, selbst die notwendigen Vorarbeiten für die Be- und Entladevorgänge vorzubereiten (Öffnen bzw. Verschließen der Aufbauten), sich um die notwendigen Frachtpapiere zu kümmern und vor Abfahrt die Ladungssicherung vorzunehmen. „Stapler und Menschen lassen sich in unserer Halle nicht sauber trennen“, formuliert es Martin Winter, der Leiter der Abteilung Warehouse in der Brauerei Zipf. 

Trotz dieser aus logistischer und sicherheitstechnischer Sicht nicht optimalen Voraussetzungen ist man in der Brauerei Zipf stolz, bereits mehr als 1.100 Tage im Warehouse unfallfrei zu arbeiten. Martin Winter führt diesen Umstand auf zahlreiche präventive Sicherheitsmaßnahmen zurück, die man seit 2017/2018 in der gesamten Brauerei Zipf umgesetzt hat. „Das Ziel der Brauunion ist es, mit weitreichenden Bemühungen, die auch stark in die Prozesse und Infrastruktur eingreifen, Gefahrensituationen zu eliminieren.“

Gabelstabler, einer davon beladen mit Bierkisten, fahren in einer Halle herum, man sieht einen LKW und
„Erhöhtes Verkehrsaufkommen“: In der Halle zur Be- und Entladung der Lkw in der Brauerei Zipf sind zahlreiche Flurförderzeuge unterwegs. W. Hawlik

Kritische Punkte entschärft

2017 begann eine Zusammenarbeit mit dem oberösterreichischen Unternehmen Trafety, das zu diesem Zeitpunkt bereits einige anwenderfreundlich aufgebaute Sicherheitssysteme für Flurförderzeuge anbieten konnte. „Im Sinne der präventiven Sicherheit haben wir uns überlegt, wo es kritische Punkte gibt, die wir mit Hilfe eines optischen Sicherungssystems entschärfen können“, so M. Winter. Gefunden hat man im Laufe der letzten Jahre zahlreiche kritische Punkte: Winter führt aus, dass seit 2018 rund 15 verschiedene Projekte im gesamten Werksgelände umgesetzt wurden. Darüber hinaus wurden in Zusammenarbeit mit Trafety auch Sicherheitssysteme in anderen Brauereien der Brau-Union-Gruppe installiert. Selbst an einem Standort von Heineken in Griechenland sorgen Trafety-Systeme heute für größere Sicherheit im innerbetrieblichen Transport.

Kernpunkt aller realisierten Trafety-Sicherheitslösungen ist die Warnung vor herannahenden Flurförderzeugen – in Zipf hauptsächlich durch optische Signale. „Lichtsignale kommen bei den Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen deutlich besser an als akustische Warneinrichtungen“, führt dazu der Logistikleiter aus. Dies mag auch daran liegen, dass der Geräuschpegel in der Halle aufgrund der zahlreichen Flurförderzeuge und ab- und einfahrenden Lkw ohnehin relativ hoch ist. Bei den optischen Signalen wurden unterschiedliche Lösungen (Leuchtpunkte, Leuchtbalken) eingesetzt, bei Trafety denkt man gerade über den Einsatz von projizierten Piktogrammen nach, um die Sicherheit zu steigern. Angesprochen werden mit den optischen Signalen zwei verschiedene Zielgruppen: 

Lichtsignale kommen bei den Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen deutlich besser an als akustische Warneinrichtungen.

Martin Winter

Einerseits warnen die Lichter die Staplerfahrer:innen vor herannahendem Staplerverkehr, andererseits sollen die optischen Signale zu Fuß gehende Personen (Lkw-Fahrer:innen) vor möglichen Kollisionen mit Flurförderzeugen warnen. Ausgelöst werden die elektronisch gesteuerten Warnsignale je nach Aufgabenstellung durch entsprechend im Lager platzierte Sensoren auf Ultraschall-Basis, auf Grundlage von GPS-Signalen oder Radar. In Entwicklung befinden sich bei Trafety auch Lösungen auf Magnetfeld-Basis. 

Wichtig ist für den Logistik-Verantwortlichen bei der Brauerei Zipf auch die Tatsache, dass die Trafety-Systeme so ausgelegt sind, dass es zu keinen „Fehlalarmen“ kommen kann: Nur dann, wenn es wirklich zu einer gefährlichen Situation kommen kann, erfolgt die optische Warnung. Damit können sich die Beschäftigten auf das Sicherheitssystem verlassen und mit entsprechender Aufmerksamkeit reagieren. 

Derzeit arbeitet man auch an einem Projekt, mit dessen Hilfe die Sicherheit weiter erhöht werden soll: „Wir wollen unsere Stapler mit einem ,Forklift Detection System‘ ausstatten. Damit wollen wir es schaffen, dass Fußgänger:innen im Betrieb auch vom Staplerfahrer mittels Signalen erkannt werden und jeder Kontakt vermieden wird.“

Lagerhalle mit Regalen voll mit Bierkisten, ein Gabelstapler fährt
„Das Ziel der Brauunion ist es, mit weitreichenden Bemühungen, die auch stark in die Prozesse und Infrastruktur eingreifen, Gefahrensituationen zu eliminieren.“ Brauerei Zipf
Ein Gabelstapler beladen mit Bierkisten fährt in einer Halle.
„Stapler und Menschen lassen sich in unserer Halle nicht sauber trennen.“ W. Hawlik

Das Unternehmen Trafety

Trafety – der Name setzt sich aus den beiden englischen Begriffen Traffic (Verkehr) und Safety (Sicherheit) zusammen – ist ein hochspezialisiertes oberösterreichisches Unternehmen, das sich mit der Entwicklung von Verkehrssicherheitslösungen beschäftigt. Eines der ersten Projekte von Trafety war ein in Kooperation mit dem Land Oberösterreich entwickelter Rechtsabbiegeassistent. Trafety hat dieses Thema bereits zu einem Zeitpunkt aufgegriffen, als es noch längst nicht in aller Munde war.

Durch die Beschäftigung mit der Steuerelektronik einerseits und der Auseinandersetzung mit Sensorik anderseits war es nur ein relativ kleiner Schritt zur Entwicklung von Systemen zur Erhöhung der Sicherheit im innerbetrieblichen Verkehr. Die Steuerelektronik wurde dabei selbst entwickelt und wird auch in Oberösterreich produziert. „Unsere eigenentwickelte Leiterplatte für die Steuerelektronik sichert den von der Industrie geforderten hohen Qualitätsstandard und die Zuverlässigkeit des Gesamtsystems“, führt Trafety-Geschäftsführer Dominik Huber aus. „Zudem ermöglicht uns das Konzept, unsere Systeme kontinuierlich weiterzuentwickeln und neue Funktionen zu integrieren.“ Das System ist weiters so gestaltet, dass viele Anwendungen ohne zusätzlichen Programmieraufwand und somit kostengünstig realisierbar sind. Laufend arbeiten die Mitarbeiter:innen von Trafety rund um die beiden Gründer Dominik Huber und Patrick Führer an der Weiterentwicklung des Systems und der Integration neuer Komponenten. Vielfach sind es die konkreten Anforderungen der Kunden:Kundinnen, die den Anstoß zu Innovationen geben.

Brau Union Österreich 

Die heutige Brau Union Österreich AG entstand 1998 aus der Fusion der Österreichischen Brau AG mit der Steirerbrau. 2003 wurden 33 % der Anteile der Brauerei Schladming erworben, 2005 wurde dieser Anteil auf 90 % erhöht. 2003 war auch das Jahr, in dem die Brau Union Österreich in den Heineken-Konzern mit Hauptsitz in Amsterdam eingegliedert wurde. 

Die Brau Union Österreich kann auf eine lange Tradition des Bierbrauens in Österreich zurückblicken. Das „kalte Bräuhaus“ in Kaltenhausen, später Hofbräu Kaltenhausen in Hallein wurde 1475 gegründet und gilt als älteste Brauerei des Brau-Union-Konzerns. Im 16. Jahrhundert, genau 1653, gründet Graf Niklas im niederösterreichischen Wieselburg eine Brauerei. Die heutigen Brauereien Linz, Klein Schwechat in der Umgebung Wiens und Reininghaus in der Steiermark wurden im 17. Jahrhundert gegründet. Das 19. Jahrhundert sah die Gründung der Gösser Brauerei, den Wandel von Puntigamer von einem kleinen Brauhaus zur Großbrauerei und 1858 die Gründung der Brauerei Zipf. Weitere heimische Brauereien, die heute Bestandteil der Brau Union sind, kamen im 20. Jahrhundert auf den Markt, darunter die „Erste Osttiroler Dampfbrauerei Falkensteiner“ in Lienz und die „Erste alpenländische Volksbrauerei“ in Schladming.

Allein dieser kurze Blick in die Geschichte der Brau Union zeigt die große Markenvielfalt des Konzerns. Die Brau Union Österreich AG ist das größte Brauereiunternehmen in Österreich mit 18 Biermarken und über 100 verschiedenen alkoholhaltigen und alkoholfreien Biersorten. 2019 wurden über 5 Millionen Hektoliter Bier produziert. 

Das Vertriebssortiment umfasst darüber hinaus auch Mineralwasser, Limonaden, Fruchtsäfte, Cider, Wellness- und Energy-Drinks, Alkopops, Weine und Sekte. All diese Produkte werden österreichweit über 31 verschiedene regionale Verkaufslager und 55 Verkaufspartner an die beiden Hauptabnehmer Handel und Gastronomie ausgeliefert. Eines dieser Verkaufslager befindet sich am Gelände der Brauerei Zipf in Oberösterreich.

Zusammenfassung

Bei der Brauerei Zipf wurde ein auf optischen Signalen basierendes Warnsystem aufgebaut. Es soll helfen Unfälle zwischen Staplern untereinander und zwischen Staplern und zu Fuß gehenden Personen zu verhindern. 


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