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Persönliche Schutzausrüstung

„Die Zukunft liegt im aktiven Gehörschutz!“

Lärmschwerhörigkeit ist in Österreich die häufigste Berufskrankheit – der Prävention von Gehörschäden kommt also große Bedeutung zu. Die Sichere Arbeit hat mit Thomas Schinnerl, MA, Geschäftsführer der steirischen Audio Lab Austria GmbH über das Thema Gehörschutz gesprochen.

Mann mit Helm und Schutzbrille vor einem schweren Haken
shutterstock

SICHERE ARBEIT: Herr Schinnerl, viele Unternehmen setzen heute bei der Anschaffung von Gehörschutz-Produkten auf kostengünstige Standardprodukte. Wenn man die Informationen der Audio Lab Austria zum Thema Gehörschutz liest, fallen Begriffe wie „individuell gefertigt“ oder „nach Maß“ ins Auge. Wo sehen Sie die größten Vorteile von – teureren? – Gehörschutzlösungen, die einer Branche und/oder einem Träger angepasst sind?

 

Schinnerl: Einer der wesentlichen Vorteile ist der Tragekomfort, vor allem bei längeren Tragezeiten von mehreren Stunden am Tag. Angepasst wird unser Gehörschutz aber nicht nur an die individuelle Ohrform des Trägers, sondern auch an die entsprechende Lärmsituation. Wir bieten mehrere Filter, die von ihrer Dämmcharakteristik der jeweiligen Situation gerecht werden – sie schützen vor schädlichem Lärm, ermöglichen aber nach wie vor das Wahrnehmen sicherheitsrelevanter Signale. Weiters zeigt es auch eine besondere Wertschätzung des Arbeitgebers gegenüber dem Arbeitnehmer, die beste Lösung in punkto Sicherheit und Tragekomfort anzubieten. Und weil Sie die Kosten ansprechen: Auf längere Zeit gesehen sind unsere angepassten Gehörschutzlösungen sogar günstiger als generische Produkte, die täglich oder nach wenigen Anwendungen im Müll landen. Unsere Produkte sind mehrere Jahre einsatzfähig, von den Umweltaspekten ganz zu schweigen. 

Audio Lab Austria

SICHERE ARBEIT. Oft glaubt man, dass Lärm gleich Lärm ist. Können Sie vielleicht aus Ihrer praktischen Erfahrung ein paar Beispiele nennen, wie „Lärm“ in einzelnen Branchen unterschiedlich ausgebildet ist und wie man als Hersteller darauf reagieren kann? 

Schinnerl: Es gibt hoch-, mittel- und tieffrequente Geräusche. Jemand, der den ganzen Tag neben einer Fräsmaschine steht, hat andere Anforderungen an den Gehörschutz als z. B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Kinderbetreuungseinrichtung. Wir reagieren darauf mit sorgfältiger Auswahl der Materialien und bieten ein breites Portfolio an Filterlösungen je nach Lärmsituation. In der Bedarfsanalyse stehen unsere ausgebildeten Mitarbeiter beratend zur Seite und finden die passende Lösung. Wir sind Profis rund um das Thema „sicher Hören“, das gilt für unsere Produkte, unser Service und unsere Beratung. 

SICHERE ARBEIT: Sie sprechen von Filtern und Dämpfungen. Was kann man sich als Laie bzw. Laiin darunter vorstellen? 

Schinnerl: Vereinfacht gesagt sind die Gehörschutze so ausgelegt, dass sie eine bestimmte Menge des Schalldrucks (dB) filtern, also reduzieren – je nach Bedarf und Anforderung. Darüber hinaus gibt es noch spezielle Filter, die in bestimmten Frequenzen den Schalldruck stärker oder schwächer reduzieren. Siehe das Beispiel der Fräsmaschine, wo der hochfrequente Schall reduziert werden soll, die Sprachverständlichkeit aber möglichst unbehelligt bleiben soll. 

Themen wie IOT (Internet der Dinge) und Industrie 4.0 sind für uns natürlich auch spannende Geschäftsfelder der Zukunft

Thomas Schinnerl

SICHERE ARBEIT: Sie entwickeln und produzieren die unter dem Sammelbegriff EARWEAR angebotenen Produkte in der Steiermark und exportieren in die ganze Welt. Ohne Ihnen Firmengeheimnisse entlocken zu wollen, aber können Sie uns einen kleinen Blick in die Zukunft ermöglichen: Wie wird sich der Gehörschutz weiter entwickeln? Werden neue Materialien die PSA der Zukunft prägen, oder werden es neue Funktionen sein, die durch den Elektronik-Einsatz möglich werden? Vor Jahren hat ja beispielsweise noch niemand daran gedacht, einen Gehörschutz mit Bluetooth-Koppelung zu entwickeln.

Schinnerl: Grundsätzlich profitieren wir natürlich von technologischen Innovationen, seien es Weiterentwicklungen in der additiven Fertigung (3-D-Druck) oder der Mikroelektronik. Beides befähigt uns, immer schneller hochintegrierte Produktlösungen zu entwickeln. Das heißt, die Zukunft liegt im aktiven Gehörschutz, also einem angepassten Gehörschutz mit integrierter Elektronik. Ohne zu viel zu verraten, sind Themen wie IOT (Internet der Dinge) und Industrie 4.0 für uns natürlich auch spannende Geschäftsfelder der Zukunft. 

SICHERE ARBEIT: Viele Beschäftigte müssen ihren Gehörschutz während des gesamten Arbeitstages tragen. Hat man beim Gehörschutz den Tragekomfort bereits ausgereizt oder wird es auch hier noch Verbesserungen geben?

Schinnerl: Bereits jetzt kommen Materialien zum Einsatz, die beeinflusst durch die Körpertemperatur flexibler werden und dadurch noch komfortabler zu tragen sind. Diese Technik ist im Hörgerätebereich schon im Einsatz und auch für den Gehörschutz relevant. Wir nehmen die Bedürfnisse unserer Kunden stets zum Anlass, uns diesbezüglich weiterzuentwickeln. 

Das Bild zeigt eine Arbeiterin mit Helm, Schutzbrille und Gehörschutz in einer Produktionsanlage
„Vereinfacht gesagt sind die Gehörschutze so ausgelegt, dass sie eine bestimmte Menge des Schalldrucks (dB) filtern, also reduzieren – je nach Bedarf und Anforderung.“

SICHERE ARBEIT: Können Sie kurz für unsere Leserinnen und Leser das Portfolio der Audio Lab Austria im Bereich des Gehörschutzes umreißen?

Schinnerl: Wir bieten unseren Gehörschutz grob in 3 Kategorien an: 

  • SOUNDSAVER, unser angepasster Gehörschutz für Profis, ist erhältlich in harten und weichen Materialien, aber stets mit unterschiedlichen Filtern – optional mit Trageband. 
  • ISOTUNES verbindet Gehörschutz mit modernster Kommunikationstechnologie. 
  • INTRO ist unser universeller Gehörschutz für Einsteiger, perfekt für den sofortigen Einsatz – ebenfalls mit Hightech-Filtern.

SICHERE ARBEIT: Audio Lab Austria gehört zur Neuroth-Gruppe. Können Sie uns bitte erzählen, wie es zur Gründung der ALA gekommen ist und wie sich das Unternehmen heute am österreichischen und internationalen Markt positioniert? 

Schinnerl: Die Audio Lab Austria GmbH an sich existiert schon seit längerer Zeit innerhalb der Neuroth-Gruppe. Waren ihre Aufgaben früher Labor- bzw. Produktionstätigkeiten in der Otoplastikfertigung, so ist sie nunmehr eine Vertriebsgesellschaft. Unsere Produkte sind „made in Austria“ und werden von Neuroth in Lebring gefertigt. Unser Kernmarkt ist natürlich Österreich, wir haben aber auch Kunden in einigen Nachbarländern. 

SICHERE ARBEIT: Sie betonen auf Ihrer Website mehrfach das angestrebte langfristige partnerschaftliche Verhältnis zu Ihren B2B-Kunden und unterstreichen auch Aspekte der Anwenderschulung. Welche Vorteile können Ihre B2B-Kunden daraus ziehen? 

Schinnerl: Wir verstehen unsere Kunden, welche im B2B-Bereich der Industriekunde (z. B. Sicherheitsbeauftragte) UND der Träger sind. Wir wissen, dass es zur Aufgabe des Arbeitgebers gehört, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über das Thema Lärmprävention am Arbeitsplatz zu informieren. Wir sind Profis für sicheres Hören und können unseren Kunden durch umfassende Beratungs- und Serviceleistungen zur Seite stehen. Wir helfen dem Unternehmen bzw. Sicherheitsbeauftragten, seinen Job möglichst gut zu erledigen und seiner Informationspflicht gerecht zu werden. Die vielen langjährigen Beziehungen zu unseren Kunden bestätigen uns darin. 

Das Interview mit Thomas Schinnerl führte Wolfgang Hawlik.


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