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Berufliche Wiedeeingliederung

Gute Erfahrungen mit ganzheitlichem BEM

In der Wiener Niederlassung des internationalen Pharma-Unternehmens Takeda setzt man auf einen ganzheitlichen Ansatz beim beruflichen Eingliederungsmanagement (BEM) und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Die gesetzliche Wiedereingliederungsteilzeit (WIETZ) unterstützt dabei.

Dr. Silvia Glaser MSc in einer Unterhaltung
Takeda

Für Dr. Silvia Glaser MSc, Head of Occupational Health Services & Health Promotion Austria bei Takeda, ist die betriebliche Wiedereingliederung eines von drei Handlungsfeldern eines ganzheitlichen betrieblichen Gesundheitsmanagements: Neben der Eingliederung bereits Erkrankter zählen auch die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) und die Prävention von arbeitsbedingten Unfällen und Erkrankungen für die Medizinerin zum gesamtheitlichen BEM. Die Prävention ist im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz geregelt und für Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesetzliche Verpflichtung. Die betriebliche Wiedereingliederung ist zwar gesetzlich geregelt (siehe Kasten), es besteht jedoch kein Rechtsanspruch darauf. BGF hingegen erfolgt vollkommen freiwillig durch den Arbeitgeber.

Gesundes Führen ist Managementgrundsatz

Bei Takeda zieht man sich in Fragen der Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gar nicht erst auf gesetzliche Grundlagen zurück, sondern setzt gezielt Maßnahmen, die weit über die gesetzliche Verpflichtung hinausgehen: Die Fitness-Räume im Gebäudekomplex in Wien-Donaustadt halten dem Vergleich mit jedem gewerblichen Fitness-Studio in Wien locker stand: Hier können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Standorte nach Büroschluss gegen einen geringen Unkostenbeitrag Maßnahmen zur Konditionsstärkung und zum Muskelaufbau setzen.

Nicht selten trifft man insbesondere im Sommerhalbjahr Takeda-Beschäftigte in der Mittagszeit an der nahe gelegenen Alten Donau, weil sie die Mittagspause für eine kleine Radtour entlang des Gewässers nutzen oder schnell einmal eine Runde laufen gehen. Wer in der Pause das Firmenareal nicht verlässt, kann in der Betriebsküche eine ausgewogene Mahlzeit nach den neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen einnehmen. Physiotherapie oder Massage sind weitere Gesundheitsangebote, die den Beschäftigten zur Verfügung stehen. Für die Takeda-Beschäftigten werden zudem in den Aerobic- bzw. Gymnastikräumen auch verschiedene Kurse angeboten, die alle das Ziel haben, die Gesundheit der Beschäftigten zu fördern. Auf dem Programm stehen unter anderem Yoga, Pilates oder Rückentraining. Die Kurseinheiten sind dabei so geplant, dass sie auch auf die Arbeitszeit der Schichtarbeiterinnen und -arbeiter im Unternehmen Rücksicht nehmen. Zusätzlich finden bei Takeda monatliche Gesundheitsschwerpunkte statt, die jeweils einem bestimmten Thema gewidmet sind.

Abbildung positiven Erfahrungen mit BEM und WIETZ
So fasst man bei Takeda die positiven Erfahrungen mit BEM und WIETZ zusammen (Zahlen aus 2018). Von den insgesamt 35 BEM-Fällen sind 15 – oder 43 Prozent – abgeschlossen, 20 (57 Prozent) laufen noch. 24 Fälle erfolgen unter Nutzung von WIETZ. Mehr als ein

Gute Erfahrungen mit BEM

Mit Fragen der beruflichen Wiedereingliederung nach längeren Krankenständen beschäftigt man sich im Unternehmen bereits seit 2015, 2016 wurde das Wiedereingliederungsmanagement als Prozess aufgesetzt. Bestandteil in diesem Prozess ist unter anderem ein „Frühwarnsystem“, das nach 42 Tagen ununterbrochenem Krankenstand (6 Kalenderwochen) zu greifen beginnt. In Gesprächen mit den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird von einer der zwei Arbeitsmedizinerinnen versucht zu ergründen, welche gesundheitlichen Probleme es gibt und wie eine Wiedereingliederung funktionieren könnte. „Wir wollen unsere Kolleginnen und Kollegen schonend wieder einsatzbereit machen, wenn es aus medizinischen Gründen möglich ist“, formuliert Dr. Glaser. Jeder Fall muss dabei natürlich individuell betrachtet werden: Bei einem Mitarbeiter, der sich nach einer Krebsdiagnose und entsprechender Behandlung auf dem Weg der Besserung befindet, kann die Wiedereingliederung beispielsweise durch eine Zeitreduktion auf 18 bis 24 Wochenstunden möglich gemacht werden. Für Beschäftigte mit einem Bandscheibenschaden wird es entscheidend sein, einen Arbeitsplatz mit einem Tätigkeitsspektrum zu erhalten, das schwere Hebetätigkeiten ausschließt. Führten Probleme mit der Halswirbelsäule zu einem längeren Krankenstand, kann unter Umständen schon die Umgestaltung des Arbeitsplatzes mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch als Maßnahme der beruflichen Wiedereingliederung ausreichen.

Portrait Dr. Silvia Glaser MSc
Dr. Silvia Glaser MSc, Head of Occupational Health Services & Health Promotion Austria bei Takeda Takeda

Neue Möglichkeiten durch WIETZ

Im Bestreben um eine schonende Wiedereingliederung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach Langzeitkrankenständen kam Takeda in Wien das mit 1. Juli 2017 in Kraft getretene Wiedereingliederungsteilzeitgesetz (siehe Kasten) sehr entgegen. Dieses Gesetz ermöglicht es Beschäftigten, nach längerer Abwesenheit wieder langsam den Weg zurück in die Arbeitswelt zu finden. WIETZ ist kein „Teilzeitkrankenstand“, Voraussetzung ist die „volle“ Arbeitsfähigkeit aus der Sicht der Mediziner. Doch viele Beschäftigte sind einfach nach einer lange dauernden schweren Erkrankung oder als Folge von Operationen nicht in der Lage, sofort die erwartete hundertprozentige Arbeitsleistung zu erbringen. Teilzeitvereinbarungen mit dem Arbeitgeber wurden in der Vergangenheit oft aus finanziellen Gründen abgelehnt. Daher wurde der Krankenstand oft länger als wirklich notwendig ausgedehnt. „Mit der WIETZ haben wir nun die Möglichkeit, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schonend in den Arbeitsprozess zu integrieren – ohne drastische Reduzierung ihres Einkommens“, fasst Dr. Glaser zusammen.

Besonders stolz ist man bei Takeda, dass sich unter den bisher erfolgreich abgeschlossenen Fällen der beruflichen Wiedereingliederung mit Nutzung der gesetzlichen Wiedereingliederungsteilzeit nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Angestelltenverhältnis finden, sondern auch Beschäftigte aus dem Bereich der Arbeiter. Zwei der Arbeiter fanden sich nach abgeschlossener Wiedereingliederung sogar in einem Angestelltenverhältnis wieder.

Wiedereingliederungsteilzeit

Das sogenannte Wiedereingliederungsteilzeitgesetz (WIETZ) ist mit 1. Juli 2017 in Kraft getreten. Ziel des Gesetzes war und ist es, Beschäftigten nach einem langen Krankenstand einen „sanften“ Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen, Rückfälle zu vermeiden und finanzielle Nachteile eines solchen Wiedereinstiegs abzufangen.

Die Arbeitszeitreduktion müssen die Beschäftigten individuell mit dem Arbeitgeber vereinbaren, es besteht kein Rechtsanspruch auf eine derartige Reduktion. WIETZ ist auch kein „Teilkrankenstand“. Das heißt, dass nur voll arbeitsfähige Personen eine Wiedereingliederungsteilzeit in Anspruch nehmen können.

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lehnen aus finanziellen Gründen eine Teilzeit-Lösung ab. Dem hat das Wiedereingliederungsteilzeitgesetz Rechnung getragen: Die Arbeitnehmerin bzw. der Arbeitnehmer erhält in der Teilzeit ein aliquotes Entgelt des Arbeitgebers und zusätzlich ein sogenanntes Wiedereingliederungsgeld, das als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung ausbezahlt wird, um den Einkommensverlust durch die verminderte Arbeitszeit abzufedern. Das Wiedereingliederungsgeld entspricht dem erhöhten Krankengeld, also aliquot 60 Prozent des bisherigen Bruttoeinkommens plus aliquote Sonderzahlungen.

Voraussetzung für die Gewährung einer Wiedereingliederungsteilzeit ist ein seit mindestens drei Monaten bestehendes Dienstverhältnis sowie ein mindestens sechswöchiger durchgehender Krankenstand. Die Dauer der Wiedereingliederungsteilzeit ist mit ein bis sechs Monaten festgelegt, eine einmalige Verlängerung um ein bis drei Monate ist möglich. Somit beträgt die maximale Dauer einer Wiedereingliederungsteilzeit neun Monate.

Takeda

Die Wurzeln von Takeda in Österreich reichen bis in das Jahr 1953 zurück, als Dr. Hans Eibl, Dr. Otto Schwarz und Prof. Wilhelm Auerswald in Wien das Österreichische Institut für Hämoderivate gründen.

Das Institut ist der Grundstein für die 1960 aus der Taufe gehobene Immuno AG, die sich mit der Fraktionierung von menschlichem Plasma und pharmazeutischen Spezialprodukten beschäftigt. In den folgenden Jahrzehnten expandiert die Immuno AG und bringt einige bahnbrechende Innovationen auf den Markt. Beispielhaft erwähnt sei ein Impfstoff gegen FSME, dessen Serienproduktion 1976 beginnt, oder ein biologischer Gewebekleber (Fibrinkleber), der die Operationstechnik revolutioniert.

1996 kauft der Pharmakonzern Baxter die Immuno AG und verschmilzt zu Baxter-Immuno, die 1999 in Baxter AG umbenannt wird. Österreich ist im internationalen Verbund der größte und wichtigste Forschungs- und Produktionsstandort. Im Bereich BioScience arbeitet Baxter an der Behandlung von Hämophilie und anderen Blutgerinnungsstörungen, Immundefekten, intraoperativer Wundversorgung und in der Entwicklung von Impfstoffen. Insbesondere in der Entwicklung rekombinanter Gerinnungspräparate sind die österreichischen Forscher sehr erfolgreich.

Aus Baxter BioScience wird 2015 „Baxalta“, ein Biotechnologieunternehmen, bereits im Juni des Folgejahres wird Baxalta Teil des globalen Shire Netzwerkes mit dem Schwerpunkt auf Patienten mit seltenen Erkrankungen und ungewöhnlichen Gesundheitsstörungen.

Seit dem 8. Jänner 2019 ist Shire nun Teil von Takeda, einem in über 70 Ländern vertretenen Pharmaunternehmen mit mehr als 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Fokus von Takeda liegt auf der Produktion von Spezialpräparaten und Gesundheitslösungen für Anwendungen in den Bereichen Gastroenterologie, Onkologie, Urologie, Chirurgie, Pneumologie.

Zusammenfassung

Die berufliche Wiedereingliederung nach langen Krankenständen ist für das Wiener Pharma-Unternehmen Takeda ein wichtiger Management-Grundsatz. Das Unternehmen greift dabei auch auf die gesetzlichen Möglichkeiten der Wiedereingliederungsteilzeit zurück und hat damit positive Erfahrungen gesammelt.


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