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Alternsgerechtes Arbeiten

4. Wirtschaftskonferenz zum Generationen-Management

Im Herbst 2017 fand im Bregenzer Festspielhaus die 4. Wirtschaftskonferenz zum Generationen-Management unter dem Motto „Alle Generationen im Haus der Arbeitsfähigkeit fördern, erhalten und wiederherstellen“ statt. Philosophisch angehauchte Impulsvorträge leiteten in kurzweiligen Episoden ungebremst in die Tiefen der Praxis hinein und wurden so zu umsetzbaren Anregungen für den eigenen Betrieb. Doch nicht nur die Tiefe beeindruckte, auch die Bandbreite der abgedeckten Themen ließ keine aktuellen Fragen offen.

Bregenzer Seebühnenbild „Carmen“
Bregenzer Seebühnenbild „Carmen“ Rene Niessler

Vor dem faszinierenden Bühnenbild der Bregenzer Seebühne, das diesmal für Georges Bizets „Carmen“ den Hintergrund bildete, fanden sich um die 90 internationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Konferenzsaal des Bregenzer Festspielhauses ein. Als „grüne Veranstaltung“ („Green Meetings“) gab es kaum Papier, statt dessen wurden die Unterlagen und Vorträge digital auf einem Stick aus Holz zur Verfügung gestellt.

Arbeitsfähigkeit erhalten und wiederherstellen

Zur Eröffnung brachte Doktorin Irene Kloimüller, die Veranstalterin und Geschäftsführende Gesellschafterin von Wert:Arbeit, dem Publikum in einem inspirierenden Vortrag das Thema „Arbeitsfähigkeit erhalten und wiederherstellen als ein menschliches, wirtschaftliches und politisches Ziel“ näher. Ihre Nachredner nahmen darauf im Folgenden immer wieder Bezug.

Der Germanist Mag. Bernhard Heinzlmaier vom Institut für Jugendkulturforschung schloss daran einen kritisch-humorvollen Vortrag über „Die junge Generation – Wie die Jungen ticken und was dies für ihre (zukünftige) Arbeitsfähigkeit bedeuten kann“ an. Beeindruckend war, wie treffsicher er Bilder etwa von Lehrlingen zeichnete und damit auch klarmachte, wie man als Betrieb vorgehen kann, wenn man diese jungen Menschen abholen und halten sowie deren Arbeitsfähigkeit optimal nutzen möchte zum Wohle der Jugend und des Betriebs.

Der Sprung ans andere Ende des Berufslebenszyklus (bei dem zunächst massiv infrage gestellt wurde, ob er wirklich dort sei, wo die Gesellschaft ihn sieht, was mit einem schlüssig argumentierten Nein beantwortet wurde) gelang im daran anschließenden Vortrag sehr gekonnt. Wer Professor Dr. Franz Kolland vom Institut für Soziologie der Universität Wien kennt, erwartet auch nichts anderes, als eben diese klaren Aussagen zum Thema „Ältere MitarbeiterInnen – Ihre Werte in der Arbeit und im Konzept der Arbeitsfähigkeit“.

Im Anschluss an die beiden Vorträge diskutierten beide Herren im Dialog mit Irene Kloimüller auf der Bühne einige Aspekte und bezogen nach einer kurzen Aufwärmrunde auch die Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer mit ein, die sich rege beteiligten.

Angebote zum Generationen-Management

Nach einer kleinen Pause zum Netzwerken wurden interessante Angebote zum Thema Generationen-Management vorgestellt. Eines davon war das neue Tool EWOPLASS – European Workplace Assessment der Firma Individual Coaching GmbH. Mit diesem Screening-Verfahren lassen sich neben der Evaluierung psychischer Belastungen auch Alters-Belastungsindizes erstellen. Eine kostenlose Demoversion kann unter http://demo.ewoplass.at angefordert werden.

Weiters wurde die kostenlose, weil vom Bundesministerium für Soziales, Arbeit und Konsumentenschutz (BMASK) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderte, Demografieberatung für Beschäftigte und Betriebe vorgestellt. Unter www.demografieberatung.at sind alle relevanten Informationen, von Informationsveranstaltungen über Leistungen und Ansprechpartner, abrufbar.

Auch das Gütesiegel Nestor Gold wurde präsentiert. Es wird an Unternehmen und Organisationen verliehen, deren gesamte Organisationsstruktur generationen- und alternsgerecht gestaltet ist und in denen die Potenziale und Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedes Alters und in allen Lebensphasen berücksichtigt werden. Wer sein Unternehmen zu dieser Zertifizierung führen möchte, findet alle nöti­gen Informationen unter www.nestorgold.at.

Gut dokumentierte Parallelsessions

Danach konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer je nach Interesse in drei Praxislabs aufteilen. Zur Auswahl standen in einem Raum „Der Handel im Wandel – Arbeitsfähigkeit erhalten“ mit einem Impulsvortrag von Mag. Martina Zidek, MSc von der Dorotheum Gmbh & Co KG. Moderiert wurde diese Gruppe von Professor Dr. Heinrich Geissler. In einem anderen Saal ging es um „Arbeitsfähigkeit erhalten in der Indus­trie“ mit einem Impulsvortrag von Dipl. oec. Mario Wintschnig, MSc der Zumtobel Group AG. Moderiert hat die Gruppenarbeiten hier Mag. Michaela Erkl von Erkl & Partner. Das dritte Praxislab behandelte „Arbeitsfähigkeitsförderung in Kleinst- und Kleinbetrieben“ mit Impulsvorträgen von drei Ver­treterinnen von KMU. Die Moderation hier übernahm Mag. Renate Czeskleba von Arbeitsfähigkeit erhalten KG.

Abschließend wurde aus den drei Arbeitsgruppen dann im Plenum berichtet, sodass man nicht das Gefühl hatte, etwas versäumt zu haben. Interessant sind natürlich alle drei Themen, vor allem auch für die AUVA, da sich deren Zuständigkeitsbereich über all diese Betriebsgrößen und -branchen erstreckt und sie auch in all diesen Bereichen berät und unterstützt. Alle Vorträge und Beiträge können im Internet nachgelesen werden (siehe Dokumentation am Ende des Beitrages).

„Man lernt nie aus“

Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kam auch die darauffolgende Session besonders gut an, da Sequenzen aus dem Film „Man lernt nie aus“ mit Robert De Niro und Anne Hathaway gezeigt wurden. Das regte aus völlig ungeahnter Richtung kommend den Denkprozess neu an löste und viele Diskussionen aus, wie man beim anschließenden kleinen Empfang noch weiter hören konnte. Der Film thematisiert die Bilder im Kopf zum Altern durch eine humorvolle und kontroverse Idee: Ein junges aufstrebendes Internetgeschäft aus der Modebranche, geleitet von einer jungen Frau mit modernen Ideen – aber ganz das Kind ihrer Zeit –, wird plötzlich auf den Kopf gestellt, als die kreative Idee, Senioren und Seniorinnen die Chance auf ein Praktikum zu ermöglichen, umgesetzt wird. Einer dieser Senioren wird der jungen Chefin als Praktikant zugeteilt und nun beginnen diese beiden, auf die ihm bzw. ihr typische Art, mit der Situation zurechtzu­kommen. Rasch erkannte man den Bezug zum eigenen Betrieb und bekannte Situationen im Positiven und im Schwierigen. Vorurteile und Stereotype wurden zusehends und humorvoll aufgeweicht.

Wiedereingliederung im Fokus

Am nächsten Tag wurde nochmals reflektiert und an die Erlebnisse und Anregungen des Vortags zurückgedacht. Mag. Barbara Haider-Novak vom BBRZ Österreich präsentierte dann im ersten Vortrag RehaNext, sprach über die Re(integration) von Menschen bei bzw. nach Erkrankungen in den Arbeitsprozess. Thema war neben der beruflichen Reha auch das neue Wiedereingliederungsteilzeitgesetz, auch WIETZ-Gesetz genannt.

Dann durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen spannenden Blick über die Grenze nach Deutschland werfen, denn nicht nur das Publikum war international, auch die Vortragenden waren es. Thomas Keck, Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung Westfalen aus Münster, stellte die Frage „MBOR ein wertvoller Beitrag zur Reintegration?“ MBOR ist die Abkürzung für die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation. Er berichtete von einem Wandel, in dem Begleitung und Beratung an Bedeutung gewinnen im Vergleich zum bislang vorherrschenden „Bewilligen von Anträgen“, und betonte, dass diese Begleitung und Beratung auch über längere Zeiträume wünschenswert und sinnvoll seien. Auch die Prävention gewinnt an Bedeutung bzw. wurde durch das Flexirentengesetz in Deutschland ermöglicht. Doch auch in der Gellschaft muss der Wandel noch in den Köpfen ankommen.

Plenarvortrag
Plenarvortrag B.-C. Eder

Wieder wurde eine kurze Podiumsdiskussion mit einigen vorbereiteten Fragen an die beiden letzten Vortragenden abgehalten und das Publikum erfolgreich mit­einbezogen. Anregungen aus verschiedenen Ländern, vor allem aber Deutschland, Österreich und der Schweiz, wurden beigesteuert.

Podiumsdiskussion „Reintegration“

Nun folgten wieder drei verschiedene Praxislabs in verschiedenen Räumen. Eines behandelte „Arbeitsfähigkeit, das Wiedereingliederungsprogramm des Wiener Krankenanstaltenverbundes“ und wurde durch einen Impulsvortrag von Oberamtsrat Reinhard Faber aus der Generaldirektion des Krankenanstaltenverbundes (KAV) vorgetragen.

Da das Wiedereingliederungsteilzeitgesetz für Beamte nicht gilt, wurde hier zum Beispiel eine eigene „Diensterleichterung“ geschaffen, um diesbezüglich für Gleichberechtigung zu sorgen. Das war aber natürlich nur ein kleiner Teil des sehr umfangreichen und bis ins kleinste Detail durchdachten Konzepts des KAV. Ein weiteres Lab beschäftigt sich mit der fit2work Betriebsberatung. Hier finden sich alle relevanten Informationen auf www.fit2work.at.

Das dritte angebotene Lab hatte sich dem Denkansatz „Arbeitsfähigkeit ist so wenig ein Zufall wie Arbeitsunfähigkeit Schicksal“ gewidmet und wurde mit einem Impulsvortrag von Mag. Brigitta Gruber von Arbeitsleben moderiert. Sie sagte „Arbeitsbewältigung ist kein Glücksfall, sondern wird geschaffen: Arbeitsbewältigungscoaching“. Ein weiterer Impulsvortrag von Tobias Reuter vom Institut für Arbeitsfähigkeit GmbH zum „Arbeitsfähigkeitscoaching in der Wiedereingliederung“ erweiterten dieses Lab.

Nach einer Reflexionsrunde über die drei Praxislabs gab es eine kleine Stärkung, um dann über den Beitrag „Wohin geht die Zukunft zur (Re)integration von Menschen bei bzw. nach Erkrankungen in den Arbeitsprozess“ von Mag. Renate Czeskleba nachdenken zu können. Sie präsentierte eine Reihe von spannenden Zahlen und Fakten, damit die Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer ein Gefühl für die Situation in Österreich erhalten konnten. Ihre Ausführungen waren kurzweilig und prägnant, aber ebenso erstaunlich und motivierend, zu handeln. In ihren Schlussworten gab Dr. Irene Kloimüller auch noch einen Ausblick auf die nächste Konferenz mit weiteren interessanten Veranstaltungen zum Thema Generationen-Management. Die Links sind hier für Interessierte angegeben. In zwei Jahren wird die nächste Wirtschaftskonferenz stattfinden und wir können nicht nur gespannt sein, was sich bis dahin alles getan hat, sondern Sie können auch selbst Anregungen und Ideen einbringen sowie Best-Practice-Beispiele auf der nächsten Konferenz präsentieren. Die AUVA hat sich mit ihrem Schwerpunkt „Alternsgerechtes Arbeiten“ auch dieses Themas angenommen. Unter www.auva.at/alternsgerecht-arbeiten findet man Informationen zu den vergangenen AUVA-Veranstaltungen und den weiteren Angeboten sowie das kostenlose Altersstrukturanalysetool.

Die Dokumentation der 4. Wirtschaftskonferenz zum Generationen-Management „Alle Generationen im Haus der Arbeitsfähigkeit“ findet man auf: www.abiplus.net

Die nächste Veranstaltung wird 2019 in Bregenz stattfinden und rechtzeitig auf www.wertarbeit.at angekündigt werden. Zusätzlich finden sich auf dieser Seite auch andere interessante Veranstaltungen rund um diesen Themenbereich.

Zusammenfassung

Am 17. und 18. Oktober 2017 fand im Bregenzer Festspielhaus die 4. Wirtschaftskonferenz zum Generationen-Management unter dem Motto „Alle Generationen im Haus der Arbeitsfähigkeit fördern, erhalten und wiederherstellen“ statt. Internationale Vortragende und ebensolche Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten nicht nur bei Vorträgen vielfältige Informationen erfahren, sondern in Praxislabs auch über Gruppenarbeiten aktuelle Themen gemeinsam aufarbeiten sowie Lösungen für das eigene Unternehmen entwickeln und mitnehmen.


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