Best Practice
Safetyland 4.0
Die Sicherheitsunterweisungen im Stationenbetrieb von Opel in Wien-Aspern gehen in die vierte Runde. Nach wie vor stehen beim „Safetyland“ Kreativität und praktische Auseinandersetzung mit Gefahren und Gefährdungen im Zentrum. Aber es soll auch Spaß machen und vor allem zum Denken anregen. In der aktuellen Ausgabe darf die Ergonomie als spannende Station neuerlich nicht fehlen. Sie baut sehr liebevoll auf Stationen der vergangenen Jahre auf.
Wie in § 14. des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes zu lesen ist, sind Arbeitgeber dazu verpflichtet, für eine ausreichende Unterweisung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der sogenannten Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter, aber auch der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Fremdfirmen über Sicherheit und Gesundheitsschutz zu sorgen. Die Unterweisung muss während der Arbeitszeit und nachweislich erfolgen. Wenn es erforderlich ist, sind dazu weitere Fachleute heranzuziehen. Da die Unterweisung auf den Arbeitsplatz und den Aufgabenbereich der Arbeitnehmerin bzw. des Arbeitnehmers ausgerichtet und an die Entwicklung von Gefahrenmomenten sowie die Entstehung neuer Gefahren angepasst sein muss, bietet sich das Herausgreifen einzelner Situationen und Momente nahezu an. Dennoch faszinieren die Kreativität und der Einfallsreichtum des Teams rund um Ing. Peter Czetina und DI (FH) Markus Zangl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Gäste des Safetyland jedes Jahr aufs Neue. Sorgsam werden die Informationen rund um jedes Themengebiet recherchiert, um daraus akribisch und mit viel Liebe zum Detail ebenso erlebnis- wie lehrreiche Stationen zu erstellen.
Eckdaten
Betrachtet man alleine das Jahr 2016, wurden im Safetyland wieder 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Opel trainiert. Zeitarbeitnehmerinnen und Zeitarbeitnehmer sind dabei eingerechnet. Dazu kommen weitere 120 Fremdmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Eine Trainingseinheit dauert etwa eineinhalb Stunden. Dabei werden immer zwölf Personen gleichzeitig durch die Stationen begleitet. Die Anzahl hat sich bewährt, geht sich vom Platz rund um die einzelnen Aufbauten gut aus und gibt dennoch jeder und jedem Einzelnen ausreichend Möglichkeit, sich gut in die Thematik einzudenken. Bei speziellen Terminen können es sogar bis zu 20 Personen werden, ohne die Qualität des Trainings zu schmälern. Pro Woche werden drei bis vier Trainings von mehreren qualifizierten Personen durchgeführt, die mit ihren unterschiedlichen Präsentationsstilen auch für Abwechslung unter den zu trainierenden Personen sorgen. In Summe sind es etwa 92 Trainings pro Jahr, die auch externe Interessierte in Anspruch nehmen können (Kontakt: Ing. Peter Czetina, Daten siehe am Ende des Artikels).
Kreativität
Mit dieser innovativen Methode der Unterweisung wurde schon 2013 begonnen. Ein Bericht über die ersten Stationen, in SICHERE ARBEIT Ausgabe 5/2014 vorgestellt, kann im Archiv unter dem Titel „Umparken im Kopf“ nachgelesen werden. Seitdem hat man mehrmals umgebaut und dem § 14 entsprechend gestaltet. Neue Gefahrenmomente werden thematisiert, alte „Dauerbrenner“ immer wieder neu verpackt und speziell an den Erfahrungsstand der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angepasst. Das Zusammenspiel von Schauen, Begreifen, Erfahren, Ausprobieren und Erklären sorgt dafür, dass die Unterweisung wirklich ankommt. Manche Stationen sehen aus, als wären sie direkt dem Werk entnommen, andere isolieren das Thema, um es besser erfassbar zu machen. Jedes Thema wird wirkungsvoll aufbereitet!
Ergonomie
Auch das Thema Ergonomie zieht sich bei Safetyland durch die Jahre. Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung sorgt für gesunde und sichere Arbeitsbedingungen. Wer weiß, wie es geht – es also etwa im Safetyland gelernt hat –, kann auch selbst viel dazu beitragen, den eigenen Alltag ergonomisch mitzugestalten. Dies ist sowohl im Büro also auch in der Produktion möglich.
Bildschirmarbeitsplatz
Zur Unterweisung von Personen, die an Bildschirmarbeitsplätzen arbeiten, wurden schon bisher immer wieder Stationen aufgebaut. Im letzten Safetyland arbeitete man mit einem ergonomisch gestalteten Arbeitsplatz, die einzelnen Kriterien dazu wurden erläutert und konnten ausprobiert werden. Auch eine kleine Messeinheit war integriert, die die Bewegungsmuster analysiert und rückgemeldet hat. Diesmal werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einen Bildschirmarbeitsplatz herangeführt, den es einzurichten gilt: ergonomisch und sicher, versteht sich! Vorwissen ist vorhanden, der Trainer steht für Informationen zur Verfügung, die Kollegen und Kolleginnen können zusammenarbeiten, und auch Informationsmaterial gibt es reichlich. Da kann ja nichts mehr schiefgehen. Bekanntlich merkt man sich alles, was man selbst tut, am besten!
Produktion
Zur Ergonomie in der Produktion konnten bei vergangenen Safetyland-Stationen bereits Hebe- und Tragevorgänge ausprobiert und optimiert werden. Diesmal gilt es, die richtigen Höheneinstellungen je nach Tätigkeit und Körpergröße zu finden. Auch trittelastische Bodenmatten mit unterschiedlicher Oberflächenstruktur stehen zum Testen zur Verfügung. Hier kann ausprobiert werden, wie man darauf mit den Sicherheitsschuhen gelenkschonend arbeitet, indem man am besten nachsteigt statt zu drehen. Wer ein Podest für die Ablage benötigt, kann sich dieses selbst zurechtlegen, es sicher und stabil bauen und die hier gelernte korrekte Höhe einhalten. Wie auch beim Bildschirmarbeitsplatz gibt es umfangreiches Informationsmaterial, genaue Erklärungen und viel zum gemeinsamen Selbsttun. Dass die nachgebaute Situation im Unternehmen so zu finden ist, versteht sich von selbst. Neben diesen Ergonomiebeispielen werden natürlich noch viele weitere Themen behandelt. Die zehn anderen Stationen befassen sich diesmal unter anderem mit Arbeiten in Höhen, dem sicheren Austausch von Teilen, der Umweltthematik, Elektroarbeiten, selbstfahrenden neuen Arbeitsmitteln, der Rutschfestigkeit von Sicherheitsschuhen etc. Auch ein sehr alltägliches Thema wie die Smartphonenutzung darf nicht zu kurz kommen. Daran zeigt sich, dass das Team des Safetyland auch vor dem Ansprechen heikler Themen nicht zurückschreckt.
Risikofaktor Handy
Ob im Straßenverkehr, beim Spazierengehen, während der Arbeit oder danach: Das Telefon ist unser ständiger Begleiter geworden. Dabei ist die Konzentration zumeist mehr auf das Gerät gerichtet als auf die Umgebung, und da kann es doch leicht passieren, dass man durch einen Unfall unsanft aus der Konzentration auf die „falsche“ Aufgabe gerissen wird. Zur Simulation dieser Herausforderung wurde eine Gehstrecke aufgebaut, die es zu verfolgen gilt – und zwar mit einem Telefon in der Hand, auf dem man eine Aufgabe zu bewältigen hat. Auf dem Boden wurden unter einen Teppich Matten gelegt, die Alarm schlagen, sobald man vom Weg abkommt, weil man sich mehr auf das Telefon als auf das Gehen konzentriert. Sehr anschaulich – und durch die vielen ausgelösten Alarme auch sehr laut – lässt sich nachvollziehen, dass sich der Mensch doch nicht auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren kann. Das Ansprechen mehrerer Sinne trägt auch bei dieser Station wesentlich zur gewünschten Bewusstseinsbildung bei.
Sicherheitskonzept
Das Safetyland alleine macht natürlich noch nicht die komplette Unterweisung aus. Was zählt, ist das sicherheitstechnische Gesamtkonzept, an dem jede und jeder im Unternehmen beteiligt ist. Dazu gehört als weiterer wichtiger Punkt auch das Vorbildverhalten aller Beteiligten, vor allem aber der Führungskräfte. Sicherheit ist Thema im Werk und in der Verwaltung und gehört ebenso zum Alltag wie die Produktion selbst.
Für eine stetige Verbesserung der Unterweisungen sorgt auch das Feedback der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach jedem Training. Sinkende Unfallzahlen und ein sicheres Gefühl bei der Arbeit bestätigen die Bemühungen des kreativen Safety-Teams.
Zusammenfassung
Der bewährte Stationenbetrieb Safetyland der Firma Opel in Wien-Aspern geht in die vierte Runde und wartet auch dieses Mal wieder mit neuen kreativen und begreifbaren Stationen aus den verschiedensten Bereichen der Sicherheitstechnik auf. Seit 2013 werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Produktion und der Verwaltung solcherart unterwiesen. Aber auch interessierten Gästen steht das Schulungsgelände auf Anfrage offen. Anhand von zwei Beispielen aus dem Themengebiet der Ergonomie wird hier erläutert, wie Unterweisung als Teil eines sicherheitstechnischen Gesamtkonzepts gelebt wird.